Re: Ahnenforschung - Verbindung zu jüdischen "Wurzeln"

Änne Baudach @, Freitag, 04.11.2016, 08:52 (vor 2903 Tagen) @ Claudia Grabow

Hallo,

als interessierter Mitleser stimme ich zu ... zudem hinter jeder der ausführlichen und sehr informativen Antworten immer eine sehr intensive Recherche steht .. - Danke! Danke! dafür und für die Hinweise auf neue Recherchequellen.

Und daher meine Ergänzungen zum Zusammenhang evangel. und jüd. Religion. Persönlich war ich mal darauf gestossen, dass (nach dem FN) deutlich jüdische Personen Anfang des 20.Jahrh. nachweislich ev. getauft waren ...

Bei Eduard Kneifel findet sich dabei eine Antwort - über die Missionsarbeit der ev. Kirche in Polen im 19.Jahrhundert ... Daher sollten erst die Familienbeziehungen bis 18xx gesucht werden und dann die Verbindung zu jüdischen "Wurzeln" ...

Im Anschluß nun E. Kneifel "zitiert" (leider bisschen ausführlicher aber vielleicht ist der zeitliche und örtliche Zusammenhang der "Judenmissionierung" in Polen forschungsrelevant).

Weiterhin viel Spass und Erfolg bei der Suche und Recherche
Änne


E. Kneifel "Geschichte der ev.-augsb. Kirche in Polen":

Im 19. Jahrhundert gingen Bestrebungen zur Missionierung der Juden von England aus. Die 1808 gegründete Londoner Missionsgesellschaft richtete ihr Augenmerk auch auf das polnische Judentum, ... . Man verstand sogar den russischen Kaiser Alexander I. für die Sache der Mission zu interessieren. Kraft des Ukas vom Jahre 1818 erlaubte er die Judenmission in Rußland. Die für das Christentum gewonnenen Juden sollten sich im Rahmen eigener Siedlungen zu judenchristlichen Gemeinden zusammenschließen. ... Als erster ständiger Judenmissionar in Warschau wirkte der Proselyt Rev.
Salomon, den 1821 M'Caul ablöste. In der Folgezeit nahm die Zahl der Missionare zu. Es seien hier noch genannt: Neil, Lawrenz, Reinhardt, Wermelskirch (der später nach Posen ging und zu den Altlutheranern übertrat), Deutsch, Baschitschek, Hoff, Becker und Wendt. Die drei zuletzt erwähnten Missionare versorgten auch religiös die verwaisten evangelischen Kolonien und Gemeinden. Becker trat später in den Dienst der reformierten, Wendt der lutherischen Kirche in Polen. Pastor Georg Wendt amtierte in Zdunska-Wola von 1837 bis 1856, wo er sich den Ausbau des Schul-, Kantorats- und Friedhofswesens angelegen sein ließ.
...
Judenstämmige Pfarrer waren:
Johann Jakob Benni, von 1827 bis 1833 in Petrikau, dann von 1833 bis 1863 in Tomaschow tätig;
Christian Georg Herrmann, Prediger in Brzeziny 1829 —1870;
Adolf Julius Theodor Ludwig (am 19. Februar 1808 als Sohn armer jüdischer Eltern geboren), Pastor in Wloclawek und hernach in Warschau, der spätere Generalsuperintendent (seit 1838 Superintendent der Warschauer Diözese und von 1849 bis 1874 Generalsuperintendent der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen).
... Jüdischer Abstammung mütterlicherseits war auch der nachmalige General-Superintendent Gustav Manitius.

Die Judenmissionare lehnten sich seit 1849 mit ihrer Arbeit an die evangelisch-augsburgische und evangelisch-reformierte Kirche in Polen an. ... Unter den lutherischen Pastoren unterstützten die Mission Ehlers, Otto, Gundlach u. a. ... Übertritte zum Christentum fanden in den Gemeinden Warschau, Plozk, Gostynin, Wielun und anderwärts statt. ...

Überhaupt waren die drei Jahrzehnte vor dem Krimkrieg 1854 eine gesegnete Missionszeit. Überall im Lande — in Warschau, Petrikau, Lublin, Kielce, eine Zeitlang auch Kaiisch, Zgierz und Suwalki — gab es Missionsstationen, ... . In Warschau wurde eigens eine Buchbinderei und Buchdruckerei für Judenchristen eingerichtet, ... wurden ... Juden christusgläubig und durch die Taufe Glieder der Gemeinde Jesu. Diese ... Entwicklung der Judenmission unterbrach .. der Krimkrieg, in dessen Verlauf (1855) die englischen Missionare Polen verlassen mußten. Zwei Jahrzehnte lang wurde keine Judenmission getrieben. ... (bis 1875 - neue Genehmigung) ... Warschau (wurde) Hauptsitz ... und entsandte als Missionare die beiden Hartmanns, Rappoport, Rev. Ellis, Rev. Carpenter, Rev. Landsmann u. a. ... Missionar Pastor Dworkowicz: Die 1842 in London ins Leben gerufene „Britische Gesellschaft zur Verbreitung des Evangeliums unter den Juden ordnete P. Paul Dworkowicz nach 1870 nach Krakau ab, wo er bis 1877 gewirkt hat. Von 1877 bis 1882 war er als Pastor im Baltikum tätig und kehrte dann wieder nach Warschau zurück, wo er bis 1886 im Missionsdienst verblieb.

(Beispiel)
Im Jahre 1831 trat der Warschauer Arzt Dr. Leo mit seiner ganzen Familie zur evangelischen Kirche über.


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