Bilder Kirchspiel Kostopol
Hallo Frau Helen Gillespie geb. Kukasch
Danke schön für Ihre ausführliche Nachricht. Mein Vater hat noch viele Erinnerungen, von denen ich gern hier mitteilen möchte.
Mein Vater, Robert Lehmann ist im Februar 1923 in Klein Stydyn geboren. Er hat mit seinen Pflegeeltern Anna und Eduard Daher erst in Midzk gewohnt und ab ca. 1933 in Solomka Szredne = Friedrichsdorf Mitteldorf. Sie wohnten dort dann auf dem Hof der Tante von Anna Daher, mit Namen Juliane Schalin. Ihr 2. Mann war gerade gestorben. Solomka Nakoty, übersetzt Oberdorf und Solomka Gonczarycha, das untere Dorf, wurde „Hanscheriche“ genannt, nach dem ersten Bauern, der dort gesiedelt hatte, der den Name „Hansch“ gehabt haben soll. Im Unteren Dorf haben mehr Ukrainer gewohnt. Bei Kriegsbeginn ca. 1939 wurde das untere Dorf von den Russen mit elektrischem Strom versorgt.
Rowno war 40 km entfernt. Der nächste größere Ort war Alexandria. Dorthin fuhren sie ab und zu. Oftmals übernachteten auch jüdische Familien bei ihnen, die aus Alexandria stammten und in Solomka zu tun hatten.
Mein Vater musste von klein auf die Kühe hüten. Deshalb kam er auch viel herum in der Gegend und kannte so auch Ihre Mutter Lydia Bethke, obwohl sie im Nachbardorf gewohnt hatte.
Am Samstag fischte er oft am Bach Fische und Krebse. Ab Mittag musste er dann wieder die Kühe austreiben. Im Sommer gingen dann oft die Frauen und Männer, getrennt voneinander, im Bach schwimmen und baden.
In Midzk gab es keine Schule. In Solomka konnte er dann 4 Jahre lang die Schule besuchen. Nach Schulschluss musste er wieder bis abends die Kühe hüten. 3 Mal mussten seine Pflegeeltern Strafe zahlen, da er die Schule schwänzen musste, weil sich sonst keiner um die Kühe kümmern konnte.
Wer aber seine Kinder nicht bei der Gemeinde angemeldet hatte, brauchte seine Kinder nicht zur Schule schicken, sie existierten dann ja offiziell nicht.
Nach Abschluss der 4jährigen Schulzeit hat er dann ganztags auf dem Hof gearbeitet. Es waren 17 Hektar Land zu bearbeiten, verteilt auf 7 Parzellen.
An Julianna Kelm (aus Berestowitz) hat er die Erinnerung, dass sie und Frau Jantz öfter die Frau Schalin besucht hat. Sie wurde danach mit dem Pferdewagen nach Hause gebracht.
Es gab ja noch keinen elektrischen Strom. Licht gab es nur mit klarem Petroleum. Sie hatten in jedem Raum gläserne Petroleumlampen. Eine Lampe zum hinausgehen. Bis Lichtmess wurde immer gesponnen aus Schafwolle (für Handschuhe und Socken). und Flachs für Stoffe. Reste aus alter Kleidung wurden in Streifen geschnitten und wieder neue Stoffe mit verwebt.
1940 kam er nach Hirschfelde, Kreis Zittau, ins Lager. Danach zum Volkssturm, dann 2 Jahr Arbeitslager in Russland und blieb schließlich in der Region Hannover.
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Gerhard König,
01.02.2008, 05:43
- Re: Bilder aus Kostopol - Gerhard König, 11.02.2008, 18:40
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Robert Lehmann,
26.11.2019, 11:15
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Helen E Gillespie,
03.01.2020, 18:47
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Steinwedel,
30.09.2020, 15:20
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Helen Gillespie,
07.10.2020, 06:04
- Bilder Kirchspiel Kostopol - Solomka - Irmgard Müller, 07.10.2020, 10:30
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Helen Gillespie,
07.10.2020, 06:04
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Steinwedel,
30.09.2020, 15:20
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Helen E Gillespie,
03.01.2020, 18:47
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Doris Breitkreuz,
25.06.2020, 20:56
- Bilder aus Kostopol - Gerhard König, 26.06.2020, 13:29