Re: einwanderung nach deutschland aus wolhynien
Als Antwort auf: einwanderung nach deutschland aus wolhynien von B. Meyer am 03. September 2003 17:58:27:
Hallo B.
ich nehme an, daß Du die Zwangsaussiedlung im 1.Weltkrieg meinst, wenn Du "über die Verbannung" schreibst. Es ist immer hilfreich, konkrete Jahresangaben oder wenigstens einen Zeitraum zu nennen, dann weiß man gleich, worum es geht.
Ich möchte Gerhards Kommentar noch etwas hinzufügen, was ein etwas anderes Licht auf die Möglichkeiten der Umsiedlung nach Deutschland während des 1.Weltkriegs wirft. Bei Fleischhauer kannst Du nachlesen, daß es sogar eine organisierte Form der "Rücksiedlung" gegeben hat.
Der Feind war Deutscher oder Österreicher, sprach ihre Sprache und hatte nicht selten dieselbe Nationalität. Dies scheint dazu geführt zu haben, daß in den russischen Westprovinzen mit Ausbruch des Krieges eine leichte Abwanderungsbewegung nach Deutschland einsetzte. Nach Angaben, die während des Kriegs von deutscher Seite gemacht wurden, sind in den ersten Kriegsjahren etwa 30.000 Deutsche aus Russisch-Polen und Wolhynien nach Deutschland abgewandert. Diese Bewegung ist wohl zum überwiegenden Teil von den Gebieten ausgegangen, die bereits von den deutschen Truppen besetzt waren. Nicht auszuschließen ist auch, daß Werber im alldeutschen Interesse unter den Kolonisten der besetzten russischen Gebiete Ausschau hielten, um sie nach Deutschland zu verpflanzen. So wurde beispielsweise vom Vorstand des "Fürsorgevereins für deutsche Rückwanderer" in Berlin, Borchert, darauf hingewiesen, daß es ihm schon im Laufe der beiden ersten Kriegsjahre "gelungen" sei, neben unzähligen Einzelpersonen auch 4800 Familien aus Wolhynien "dem Vaterlande zurückzugeben". Und größere Aufgaben ständen dem Fürsorgeverein noch in der Heimführung der deutschen Siedler aus den süd- und südostrussischen Gebieten bevor.
Aber auch vor der Besetzung der russischen Westgebiete durch die deutschen Truppen scheint sich unter den reichsdeutschen Siedlern Wolhyniens und Russisch-Polens eine gewisse Mobilität in Richtung Westen bemerkbar gemacht zu haben. Es zeigte sich, wenn auch in einem zahlenmäßig geringen Ausmaß, daß die Besorgnisse der russischen Nationalisten nicht unbegründet waren; Personen, die ihren Wehrdienst im Deutschen Reich absolviert hatten, bemühten sich jetzt um Rückkehr nach Deutschland. Und selbst Siedler, die sich bisher in der Frage der Staatsbürgerschaft nicht eindeutig entschieden hatten, strebten jetzt offenbar verstärkt nach Erhalt der deutschen Untertanenschaft.
Aus: Ingeborg Fleischhauer "Die Deutschen im Zarenreich", Seite 470</span>
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B. Meyer,
03.09.2003, 17:58
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- Re: Verbannung und Staatsbürgerschaft - B. Meyer, 04.09.2003, 20:06
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- Re: einwanderung nach deutschland aus wolhynien - Redmann Manfred, 09.10.2003, 19:52
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