Wer kann widersprechen?

Waldemar Wolff, Donnerstag, 17.07.2003, 22:57 (vor 7853 Tagen)

Mit Verspätung bedanke ich mich bei Irene, Gerhard und Jerry für eure Info.
Und jetzt die nächste Frage an allen Teilnehmern.

Wer kann widersprechen (oder bestätigen, bzw. kommentieren) der volgender Behauptung?
"Bis 1862 gab es östlich Nowograd-Wolynsk, d.h. in Ostwolhynien, überhaupt keine deutsche Siedlungen (Kolonien)".

Die erste Bemerkung: Fassowaja Rudnja war gegründet 1801, aber nicht von Deutschen.

Waldemar


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Re: Wer kann widersprechen?

Gerhard König ⌂, Samstag, 19.07.2003, 15:29 (vor 7851 Tagen) @ Waldemar Wolff


Als Antwort auf: Wer kann widersprechen? von Waldemar Wolff am 17. Juli 2003 22:57:43:


Hallo Waldemar,

kannst Du bitte die Quelle von dieser Aussage angeben?

Wenn Du nachfolgende Ansichten vergleichst:
Übersichtskarte des Gouvernements Wolhynien 1899 von Jerry Frank
http://www.sggee.org/VolGub10.pdf und
Die Gründung der evangelischen Kirchspiele in Wolhynien
http://www.sggee.org/Deutsch/VolhynianParishesDiagram_g.pdf
... dann wirst Du schnell feststellen, daß es zwischen der von Dir zitierten Aussage und diesen zwei Darstellungen einige Differenzen gibt.

Gerhard


Re: Wer kann widersprechen?

Waldemar Wolff, Samstag, 16.08.2003, 16:39 (vor 7823 Tagen) @ Gerhard König


Als Antwort auf: Re: Wer kann widersprechen? von Gerhard König am 19. Juli 2003 15:29:12:


Danke Gerhard.

Um das geht es ja gerade, dass es keine Quellen gibt. Ich habe alle ?Wolhynische Hefte? durchgesucht und bin zu dieser Behauptung gekommen, und auch jetzt noch bin ich auf 95% derselben Meinung.

Die Differenzen zwischen den zwei Aussichten und meiner Aussage konnte ich nicht feststellen oder nicht verstehen (bitte, nicht böse sein).
Übrigens: In dem Diagram ??Kirchspiele in Wolhynien? steckt ein Fehler wahrscheinlich ein Druckfehler).
?1943 ? ca. 350.000 Deutsche verlassen Ost-Wolhynien?"
Das waren Wahrscheinlich 35.000 (max. 50.000). Im gesamten Wolhynien gab es nur ca. 200.000 in den besten Zeiten.

Viele Grüße.
Waldemar

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Re: Wer kann widersprechen?

Gerhard König ⌂, Samstag, 16.08.2003, 22:17 (vor 7823 Tagen) @ Waldemar Wolff

Als Antwort auf: Re: Wer kann widersprechen? von Waldemar Wolff am 16. August 2003 16:39:17:


Hallo Waldemar,

Um das geht es ja gerade, dass es keine Quellen gibt.

Von den wenigen verfügbaren Quellen, zuzüglich deren Entstehungshintergrund und Probleme bei der Erstellung vor 100 und mehr Jahren, haben wir Dir einige zitieren können.

Die Differenzen zwischen den zwei Aussichten und meiner Aussage konnte ich nicht feststellen ..

Bei der Ansicht der Kreiseinteilung 1899 sind die Ortschaften östlich von Nowograd-Wolynsk erkennbar. Allein auf die Tatsache, daß vor 1862 die zwei evangelischen Kirchspielsitze Shitomir (gegr. 1801) und Kiew (gegr. 1767, aus diesem ging 1901 das Kirchspiel Radomysl in Wolhynien hervor) existierten, wollte ich hiermit hinweisen.

"Bis 1862 gab es östlich Nowograd-Wolynsk, d.h. in Ostwolhynien,
überhaupt keine deutsche Siedlungen (Kolonien)".
.. auch jetzt noch bin ich auf 95% derselben Meinung ..

Schade, mit der Antwort von Jerry und seinem Nachprüfen der Lage der genannten Ortschaften vor 1862 sollte Deine obige Aussage widerlegt sein. Jerry nennt insgesamt (lt. den von mir genannten Quellangaben) 11 Ortschaften deutscher Kolonisten östlich von Nowograd Wolhynsk und vor 1862 gegründet.

Ich habe alle "Wolhynische Hefte" durchgesucht und bin zu dieser Behauptung gekommen ..

Alle 12 Hefte nochmal lesen, ist mir jetzt etwas viel - da fehlt mir einfach die Zeit, dafür "sorry" an dieser Stelle. Aber Du kannst Dich gern an die Autoren der Hefte wenden mit Deiner Frage. Die Adresse vom Verein und dem Vorsitzenden Herrn ARNDT findest Du hier: http://www.wolhynien.de/links2.htm.

Übrigens: In dem Diagramm "Kirchspiele in Wolhynien" steckt ein Fehler wahrscheinlich
ein Druckfehler). "1943 ? ca. 350.000 Deutsche verlassen Ost-Wolhynien"
Das waren wahrscheinlich 35.000 (max. 50.000). Im gesamten Wolhynien gab es nur
ca. 200.000 in den besten Zeiten.

Dieses Diagramm ist eine Gemeinschaftsarbeit von Richard Benert, Irene Kopetzke und mir. Wir haben über die Gestaltung sehr lange diskutiert und die Zahl von 350.000 Deutschen soll tatsächlich stimmen. Du kannst beispielsweise auf der Seite zur Geschichte Wolhyniens ( http://www.wolhynien.de/history.htm) vergleichen. Da Du selbst die Wolhynischen Hefte erwähnt hast, dann schau mal in das Heft Nr.12 auf die Seiten 13 und 14. Wenn bereits 1914 die Gesamtzahl der Deutschen in Wolhynien auf 250.000 geschätzt wird (trotz der Abwanderung von: 20.000 nach Brasilien um 1890, 10.000 ins Baltikum 1900-1913 und 15.000 nach Posen, Westpreußen oder nach Sibirien), kann ich mir gut vorstellen, daß fast 30 Jahre später ca. 350.000 Deutsche in Ost-Wolhynien lebten.

Nun wirst Du vielleicht sagen - ja, da kam der 1. Weltkrieg mit den riesigen Menschenverlusten ... - da kann ich Dir ein Beispiel aus dem Ort Wincentow bei Beresk geben:
Nach dem Krieg wagten 6-7 Familien einen Neuanfang in dem völlig zerstörten Dorf. Ganze 2 oder 3 Scheunen oder Stallungen hatten noch ein intaktes Dach, die als erste Wohnstätte dienten. Die von mir geschätzte Einwohnerzahl nach dem WW1 lag bei etwa 30-40 Personen. Bis zum Jahr 1939 entwickelte sich die Einwohnerzahl dieses Ortes auf 200-220 Personen. Das ergibt eine Bevölkerungsentwicklung für diesen Ort in ca. 20 Jahren von 500-600(!) Prozent.

Gerhard

Re: Wer kann widersprechen?

Waldemar Wolff, Montag, 18.08.2003, 15:43 (vor 7821 Tagen) @ Gerhard König


Als Antwort auf: Re: Wer kann widersprechen? von Gerhard König am 16. August 2003 22:17:21:


Gerhard,

Wegen meinen schlechten Deutsch-, Computer- und überhaupt keine Englischkenntnissen (das merkt man in meinen Schreiben) bin ich immer superlangsam mit meinen Antworten.

Iwan IV. der Schreckliche (1547-84) holte schon Deutsche nach Russland: Offiziere, Mediziner, Dolmetscher, Fachleite für Erzsuche und Erzgewinnung, Herstellung von Waffen, Baumeister, Gold- und Silberschmiede.
Peter I. holte deutsche Fachleute für Heer, Marine, Rüstungsindustrie, Bergbau und Baugewerbe ins Land.
Katharina II. und Alexander I. warben Techniker, Künstler und Kunsthandwerker an.
Im 18.Jarh. kamen deutsche Apotheker und Arzte, deutsche Gelehrte und Hauslehrer.
Die Deutsche Bäcker hatten in der ersten Hälfte des 19.Jarh. beinahe ein Monopol. Auch unter den Wurstmachern, Bierbrauern, Uhrmachern, Schustern, Schuhmachern und Schlossern waren die Deutschen stark vertreten. Sie lebten in großen und kleinen Städten Russlands, auch in Kiew, Shitomir, Minsk? , sogar in Sibirien.
Als 1795 Wolhynien russisch wurde, stationierte der Zar hier im Grenzenland viel Militär. Unter den Offizieren und Militärärzten waren auch solche aus Deutschland. Ich vermuhte, dass die Mehrheit der Hochoffiziere deutsche waren. Es waren auch Deutsche als Handwerker und Facharbeiter im staatlichen dienst und in freien Berufen in dem Land zerstreut. Für diesen Deutschen errichtete der Zar Alexander I. im Jahre 1801 in Shitomir ein evangelisches Gouvernementspfarramt. Ich weiß gar nicht, ob ich diese Deutsche und Russlanddeutsche zu dem Wolhyniendeutschtum anschließen kann, obwohl sie doch Wolhynier waren.

Also, die Einrichtung des Kirchspiels Shitomir ist kein Beweiß zur Entstehung der Kolonien in Ostwolhynien.

Zu den Einwohnerzahl und Siedlungen in Wolhynien komme ich noch irgendwann später, jetzt aber will ich die Diskussion über die 350.000, die 1943 Russland verließen weitersetzen.

Vor dem Ersten Weltkrieg gab es in Wolhynien:
1909 ? 179.224 Deutsche (Dietmar Neutatz)
1909 ? 200.000 (Geschichte der Unterstützungskasse)
1910 ? 200.913 (Nikel S.)
1911 ? 200.938 ( )
1914 ? 200.000 (Friedrich Rink)
1914 ? 230.000 (Nikolaus Arndt, geschätzt)
1914 ? 250.000 (Nikolaus Arndt, geschätzt).
230.000 und 250.000 ist übergetrieben. In den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg hat sich die Zahl der Deutschen in Wolhynien nicht erhöht ? es gibt auch gründe dafür.
Also, nehmen wir an 200.000.

Nach verschiedenen Schätzungen wurden 1915-16 von 120.000 bis 190.000?200.000 Deutsche aus Wolhynien ausgesiedelt. Nehmen wir wieder 200.000 an, obwohl es weniger sein müsste, weil eine Menge zurück blieb und ca. 25.000 flüchteten nach Deutschland.
Etwa 50.000 sind auf dem Martenwege, während der monatelang dauernden Transporte ums Leben gekommen.

1917 fang der Rückkehr aus der Verbannung an, der etliche Jahre dauerte.
Sehr viele Familien sind in den Verbannungsorten geblieben.
Ende 1918 übersiedelten 51.450 Wolhynier nach Deutschland (Ewald Weiss), viele wanderten nach Amerika und Baltikum. Einige hundert Familien kamen noch 1919 und 1920 direkt aus Sibirien nach Deutschland.
1921 wurde Wolhynien zwischen Polen und Russland geteilt.

1921 waren die Deutschen in Polnisch-Wolhynien auf etwa 50.000 (Wlogzimiers Medrzecki) oder 35.000 (Hugo Karl Schmidt) dezimiert. 1930 waren es 48.000 (Friedrich Rink).
1939 rechnet man mit 60.000 (Hugo Karl Schmidt) oder 66.408 (Akten Umsiedlerbehörde).

Bei der Volkszählung von 1926 wurden in Sowjet-Wolhynien 50.294 Deutsche registriert (Hugo Karl Schmidt).

Ab 1. Oktober 1928 Begann die Zeitperiode der Kollektivierung und der Fünfjahrpläne. Kurz danach setzte die sogenannte Entkulakisierung ein. Alle ehemals wohlhabenden Bauern wurden verhaftet und liquidiert. Tausende von Deutschen, vor allem Männer wurden aus den Kolonien in den hohen Norden und nach Sibirien verschleppt.

Im Zuge der Kollektivierung und den Verbannungswellen wurden 30.000?36.000 Wolhynier verbannt, so dass 1940 noch bis 30.000 Deutsche in Ostwolhynien lebten (Leonhard Kremning).

Auch alle meine Großväter und Großonkels wurden umgebracht oder verbannt. Mein Vater wurde auch verhaftet. Meine Großmütter und meine Mutter mit mir sind nach Sibirien geflohen, um da sich ein Versteck zu finden.

Am 22. Juni 1941 begann der Krieg in Russland.

In Polnisch-Wolhynien in 18 Jahren von 1921 bis 1939 ist die Einwohnerzahl bei normalen Umständen von 35.000 oder 50.000 nur auf 60.000 oder 66.408 gestiegen (171-190%) oder (120?133%).
Und wie könnte die Einwohnerzahl in Sowjet-Wolhynien in 17 Jahren von 50.294 im Jahre 1926 auf 350.000 im Jahre 1943 (696%) in damaligen tragischen Umständen, ohne Männer?

Wenn es 350.000 wehren, wo sind sie dann jetzt? Warum wissen wir überhaupt nichts von Ost-Wolhynien?
Weil die Sowjetwolhyniensvolksgruppe wurde fast völlig vernichtet.

Also, nehmen wir jetzt an, dass es doch ein Druckfehler war?

Waldemar

Re: Fragliche Einwohnerzahlen

Irene Kopetzke, Montag, 18.08.2003, 20:20 (vor 7821 Tagen) @ Waldemar Wolff

Als Antwort auf: Re: Wer kann widersprechen? von Waldemar Wolff am 18. August 2003 15:43:06:


Hallo Waldemar,

ich bin im Moment auch superlangsam mit meinen Antworten, das liegt aber weniger an meinen mangelnden Sprachkenntnissen als an der Urlaubszeit. Das heißt, die ANDEREN haben Urlaub und ICH muß mehr arbeiten :-( . Darum habe ich leider wenig Zeit für das Forum. Aber es kommen auch wieder bessere Tage.

Ich finde, daß Du doch sehr gut Deutsch kannst. Danke für Deinen interessanten Beitrag und für alle Zahlen, die Du da zusammengetragen hast. Inzwischen meine ich auch, daß 350.000 zu hoch gegriffen ist. Ich habe diese Zahl leider ungeprüft aus einem Artikel übernommen (ich weiß, das sollte man niemals tun). Darum ist es gut, daß Du diese Diskussion begonnen hast, denn nun muß ich mich mit dem Thema gründlicher befassen. Gedulde Dich aber bitte etwas.

Leider ist die Quellenlage für Sowjetwolhynien nicht gerade rosig. Die Wolhynischen Hefte sind da auch keine große Hilfe. Das liegt daran, daß die meisten (Gründungs)mitglieder des Historischen Vereins aus Westwolhynien stammten. Daher war das Interesse einfach größer, Material aus dieser Region zusammenzutragen. Zudem war es viel schwieriger, in der Sowjetukraine zu recherchieren und dort Kontakte zu knüpfen, so daß das östliche Wolhynien viele Jahre vernachlässigt wurde und daher sehr viel weniger erforscht und dokumentiert ist.

Heute Abend werde ich wenigstens die beiden Beiträge von Jerry Frank zu dem Thema für Dich übersetzen, damit Du sie lesen kannst.

Irene

Re: Fragliche Einwohnerzahlen

Waldemar Wolff, Donnerstag, 21.08.2003, 00:23 (vor 7819 Tagen) @ Irene Kopetzke


Als Antwort auf: Fragliche Einwohnerzahlen von Irene Kopetzke am 18. August 2003 20:20:44:


Hallo Irene,

ich habe noch eine Ziffer entdeckt,von Karl Stumpp geschrieben.
Im Herbst 1942 war die Zahl der Deutschen in Sowjetwolhynien 41.996. Dieser Ziffer kann man glauben, obwohl auch sie zu hoch ist, weil zu dieser Zeit gab es ein Zuzug von Flüchtlingen aus den östich gelegenen Gebieten. 30.000-35.000 währe annembar.

Irene, du brauchst nicht eilen, das geht schon.
Alles Gute.

Waldemar


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Re: Fragliche Einwohnerzahlen + Ortsliste

Gerhard König ⌂, Donnerstag, 21.08.2003, 20:47 (vor 7818 Tagen) @ Waldemar Wolff

Als Antwort auf: Re: Wer kann widersprechen? von Waldemar Wolff am 18. August 2003 15:43:06:


Hallo Waldemar,

mein Urlaub ist leider vorbei und es bleibt mir wenig Zeit für das Forum. Den Worten von Irene kann ich mich nur anschließen. Auch von mir ein Dankeschön für die vielen Zahlen, die Du zusammengestellt hast. So wie Du zeitlich aufgelistet hast, erscheint mir in diesem Zusammenhang die Zahl 350.000 auch etwas zu hoch gegriffen. Da habe ich mich wohl etwas zu sehr auf die "Zuarbeiten" verlassen und war mit meiner Formulierung in meiner letzten Antwort etwas zu ungenau. Wenn ich nochmal auf die Geschichtsseite bei Irene schaue, steht hier:

*********************************************

Zitat: ".. bis November 1943. In diesem Monat flohen ungefähr 350.000 Deutsche aus der Ukraine mit der zurückweichenden Deutschen Wehrmacht. .."

Die Ukraine war zu diesem Zeitpunkt um ein Vielfaches größer, als der Ostteil von Wolhynien. Also hiermit - SORRY - für meine Fehlinterpretation. In Absprache mit Richard wird das Diagramm auf den SGGEE-Webseiten korrigiert. Ich werde versuchen, ihn zu erreichen.

Zu Deiner Anfrage mit den Ortschaften habe ich Dir die entsprechende Liste aus dem Jahr 1862 abgetippt und Du kannst diese im Anschluß vergleichen.

Gerhard


Ortsliste vom Kirchspiel Shitomir (BUSCH, 1862, Seite 125 ff)

Lt. dem Vorwort von BUSCH (Seite VI) beziehen sich die nachfolgenden Angaben auf die Jahre:

*********************************************

Zitat: ".. Angabe der Gesamtbevölkerung der Städte .. 1858, Zahl der Eingepfarrten .. Jahre 1858 und 59, Schulnachrichten .. 1859 .."

Die 11 Ortschaften östlich von Nowgorod-Wolynsk sind fett gekennzeichnet:
[Ort / Einwohnerzahl / Evangelische / Schule (K.=Kinder, L.=Lehrer) / Entfernung bis Shitomir]

1. Stadt Shitomir / 29.350 / 162 / 2 K., 1 L. / -
2. Colonie Faustindorf, Kreis Shitomir / - / 107 / 28 K., 1 L. / 47 Werst
3. Colonie Lesky, gegr. 1856 / - / 100 / 17 K., 1 L. / 50 Werst
4. Colonie Groß-Carolinchen, Kreis Shitomir / - / 165 / 66 K., 1 L. / 64 Werst
5. Colonie Namenlos, Kreis Shitomir / - / 39 / - / 52 Werst
6. Colonie Klein-Carolinchen, Kreis Shitomir / - / 42 / 12 K., 1 L. / 54 Werst
7. Colonie Mittel-Carolinchen, Kreis Shitomir / - / 117 / 32 K., 1 L. / 55 Werst

8. Colonie Tutschin, Kreis Rowno / - / 114 / 24 K., 1 L. / 200 Werst
9. Colonie Alexandria, Kreis Rowno / - / 100 / 14 K., 1 L. / 242 Werst
10. Colonie Sophiewka, Kreis Rowno / - / 59 / 19 K., 1 L. / 92 Werst
11. Colonie Friedrichsdorf, Kreis Rowno / - / 305 / 60 K., 1 L. / 200 Werst
12. Colonie Chotinka, Kreis Rowno / - / 114 / 24 K., 1 L. / 200 Werst
13. Stadt Rowno / 4.875 / 8 / - / 219 Werst
14. Colonie Anette, Kreis Nowgorod-Wolynsk / - / 200 / 34 K., 1 L. / 82 Werst
15. Colonie Josephine, Kreis Nowgorod-Wolynsk / - / 124 / 23 K., 1 L. / 82 Werst
16. Colonie Dorophiewka, Kreis Nowgorod-Wolynsk / - / 94 / 19 K., 1 L. / 90 Werst
17. Colonie Nebajuwka, Kreis Nowgorod-Wolynsk / - / 174 / 36 K., 1 L. / 40 Werst
18. Colonie Murawa, Kreis Nowgorod-Wolynsk / - / 164 / 36 K., 1 L. / 55 Werst
19. Colonie Januwka, Kreis Nowgorod-Wolynsk / - / 34 / 18 K., 1 L. / 50 Werst
20. Colonie Wladin, Kreis Nowgorod-Wolynsk / - / 68 / 23 K., 1 L. / 62 Werst

21. Colonie Nataliendorf, Kreis Nowgorod-Wolynsk / - / 60 / - / 80 Werst
22. Colonie Amalien, Kreis Nowgorod-Wolynsk / - / 40 / - / 53 Werst
23. Colonie Blumenthal, Kreis Szaslaw / - / 103 / 21 K., 1 L. / 112 Werst
24. Flecken Slawuta, Kreis Szaslaw / - / 226 / 18 K., 1 L. / 180 Werst
25. Colonie Alexandrowka, Kreis Wladimir / - / 91 / - / 360 Werst
26. Dorf Szeletz, Kreis Wladimir / - / 36 / - / 400 Werst
27. Stadt Ostrog / 8.853 / 10 / - / 172 Werst
28. Stadt Dubno / 8.092 / 48 / - / 233 Werst
29. Flecken Radsiwilow / 6.772 / 8 / - / 285 Werst
30. Stadt Berditschew, Gouv. Kiew / 50.281 / 33 / - / 194 Werst (betreut aus Shitomir)
31. Stadt Lutzk / 6.362 / 4 / - / 285 Werst
32. Colonie Bresawka oder Rohrbach, Kreis Shitomir / - / 95 / 30 K., 1 L. / 75 Werst

Quelle:

E.H. BUSCH "Materialien zur Geschichte und Statistik des Kirchen- und Schulwesens der Ev.-Luth. Gemeinden in Rußland", St.Petersburg 1862

Re: Einwohnerliste von Annette?

Maria Patzer @, Donnerstag, 26.06.2014, 22:27 (vor 3856 Tagen) @ Gerhard König

Gibt es Einwohnerliste zu der Kolonie Annette ab ca. 1900?
Danke!

Re: Wer kann widersprechen?

Jerry Frank †, Samstag, 19.07.2003, 18:04 (vor 7851 Tagen) @ Waldemar Wolff

I apologize for the response in English. I can read German a little but I do not write it very well.

If I understand your statement correctly, you are suggesting that no NEW German settlements were created east of Nowograd Wolhynsk prior to 1862.

This might be correct. Certainly, we know that Germans lived in that area before 1862 but it may have been in colonies established by other ethnic groups. In "Die Evangelisch-Lutherischen Gemeinden in Russland" (1909), we read that the original colonies of Annette and Josephine, just west of Nowograd Wolhynsk, established daughter colonies between that city and Zhitomir as early as 1831. It does not name these daughter colonies nor is it clear if these are new colonies or simply German settlements within already existing villages.

This same article also reports that there were only 5825 Germans in 45 colonies in Volhynia in 1859. If there was a list of those colonies somewhere, it might be possible to determine if your statement is true. However, I have never seen such a list. My research indicates that by WW I, Germans had become scattered in over 1300 colonies within Volhynia and the small western part of Kiev province containing the Radomyschl parish.

If anyone has that list of original 45 colonies, I would really like to get a copy.

*********************************************
Übersetzung:

Ich entschuldige mich für die Antwort in Englisch. Zwar kann ich Deutsch etwas lesen, aber ich schreibe es nicht sehr gut.

Wenn ich Ihre Meinung recht verstehe, dann behaupten Sie, daß es vor 1862 keine NEU gegründeten deutschen Siedlungen östlich von Nowograd Wolynsk gab.

Das kann richtig sein. Sicher, wir wissen, daß vor 1862 Deutsche in der Region lebten, aber evtl. in Kolonien, die von anderen ethnischen Gruppen gegründet worden waren. In "Die Evangelisch-Lutherischen Gemeinden in Russland" (1909) lesen wir, daß von den Kolonien Annette und Josephine, westlich von Nowograd Wolynsk gelegen, frühestens 1831 Tochterkolonien gegründet wurden im Gebiet zwischen Shitomir und Nowograd Wolynsk. Diese Tochterkolonien werden nicht namentlich genannt und es ist auch nicht klar, ob es neu gegründete Kolonien waren oder lediglich deutsche Siedlungen innerhalb bereits existierenden Dörfern.

Im selben Artikel steht, daß 1859 in Wolhynien nur 5825 Deutsche in 45 Kolonien lebten. Falls es irgendwo eine Liste dieser Kolonien gäbe, könnte man vielleicht feststellen, ob Ihre Behauptung wahr ist. Ich habe allerdings nie eine solche Liste gesehen. Meine Forschungen haben ergeben, daß in Wolhynien und einem schmalen westlichen Streifen der Provinz Kiew, dem Kirchspiel Radomyschl, zur Zeit des 1. Weltkrieges Deutsche in mehr als 1300 Siedlungen lebten.

Falls jemand diese Liste der ursprünglichen 45 Kolonien hat, würde ich davon sehr gerne eine Kopie haben.

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Ansatz zum Nachweis der Gründungzahlen in Ostwolhynien

Gerhard König ⌂, Sonntag, 20.07.2003, 00:47 (vor 7851 Tagen) @ Waldemar Wolff

Als Antwort auf: Wer kann widersprechen? von Waldemar Wolff am 17. Juli 2003 22:57:43:


Lt. PINGOUD steht in den statistischen Ausführungen aus dem Jahr 1909 zu den Gründungszahlen folgendes geschrieben:

Im Flecken Koretz im Kreise Nowograd-Wolynsk bestand seit etwa 1783 eine eigene Pfarre, die der Besitzer dieses Landes, Fürst Czartoryski, für seine lutherischen Beamten und Handwerker einrichtete. Diese Pfarre ging nach einem Kirchenbrand um 1820 ein.
Die zwei ältesten Kolonien im Kirchspiel Shitomir (gegr. 1801) gehen auf das Jahr 1816 zurück, als ein Gutsbesitzer Kolonisten aus Preußen sein Land verpachtete. So entstanden Annette und Josephine bei Nowograd-Wolynsk. Aus diesen gingen in den nachfolgenden Jahren eine Vielzahl von Tochterkolonien hervor.
Im Jahre 1838 zählte man in Wolhynien 1.200 und im Jahre 1859
(so wie Jerry bereits schrieb) 5.825 Deutsche und 45 deutsche Kolonien.

Die hauptsächlichen Quellen von Pingoud sind die Unterlagen der eigenen Unterstützungskasse. So ist bei BUSCH aus dem Jahre 1862 nachzulesen:

Laut dem Vorwort beziehen sich seine Angaben hauptsächlich auf die Jahre 1855-1861. Die 25 vom Autor genannten Quellen gehen teilweise bis auf das Jahr 1826 (Ostsee-Provinzen) zurück. In der Einleitung zum Konsistorialbezirk St.Petersburg (hier gehörte auch das Gouvernement Wolhynien dazu - neben der Stadt St.Petersburg, Nowgorod, Smolensk, Tschernigow, Podolien, Kiew, Taurien, Bessarabien u.v.a.m. ) sind sehr aufschlußreich:

Der Bezirk des St.Petersburgischen Konsistorium hatte 19.091.840 Einwohner auf einer Fläche von mehr als 50.549 Quadratmeilen. In 75 Kirchspielen mit 95 Predigern leben hier 244.885 Ev. Luth. Glaubensgenossen. In 205 Ev. Luth. Schulen werden 19.077 Schüler mit Ev. Konfession von 372 Lehrern und 35 Lehrerinnen unterrichtet. Im Jahre 1859 wurden in den Ev. Luth. Gemeinden dieses Bezirkes 2.519 Ehen geschlossen. Geboren wurden 5.949 Knaben und 5.436 Mädchen. Die Sterbezahl lag bei 8.902 Personen im selben Jahr. Im Jahre 1961 wurden 5.112 Jünglinge und Jungfrauen konfirmiert.

Beim Kirchspiel Kiew sind drei Ortschaften mit evangelischen Einwohnern aus dem Kreis Radomysl genannt, die ab 1901 zum Kirchspiel Radomysl gehörten. [Somit wären die ersten drei Siedlungen östlich von Nowograd-Wolynsk und vor dem Jahr 1862 gefunden] Die oben zitierten 45 deutschen Kolonien bei PINGOUD sind identisch mit den aufgelisteten Ortschaften bei BUSCH. 1862 nennt BUSCH für das Kirchspiel Shitomir 32 [davon liegen 10 Ortschaften weniger als 64 Werst von Shitomir entfernt - also in Ostwolhynien] und für das Kirchspiel Roschischtschi 13 Ortschaften. Gründungszahlen sind keine zu finden, aber folgende statistische Angaben zum Gouvernement Wolhynien:

Das Gouvernement Wolhynien mit 1.287 Quadratmeilen und 1.527.450 Bewohnern zählt unter diesen: 9.000 Russen, 1.150.000 Klein-Russen, 10.000 Weiß-Russen, 165.000 Polen, 5.000 Deutsche, 188.000 Juden (Talmudisten), 300 Karaimen und 150 Zigeuner.
Außer den Gliedern der Orthodox-Griechischen und der Ev. Luth. Kirche und den oben angeführten Juden finden sich hier noch 172.264 Röm. Katholiken und 239.000 Muhamedaner.
In der Ev. Luth. Gemeinde wurden im Jahre 1859 getraut: 74 Paare. Geboren wurden 65 Knaben, 86 Mädchen = 151 Kinder. Es starben 16 Personen männlichen Geschlechts und 17 Personen weiblichen Geschlechts = 33 Personen.

Konkrete Gründungszahlen zu finden, ist etwas schwer, da die Einwohner vieler Ortschaften in den Gründungsjahren aus den verschiedensten Gründen keine Angaben machten und somit nicht erfaßt wurden. (Vergleich mit KUHN - siehe unten)
Bei PAPMEHL sind nachfolgende Zahlen aus der Region Wolhynien und Umgebung genannt:

1767 Kirchspiel Belowesh, Gouv. Tschernigow
1782 Kirchspiel Nemirow, Gouv. Podolien
1801 Kirchspiel Shitomir, Gouv. Wolynien
1809 Kirchspiel Poltawa
1815 Kirchspiel Tarutino, Gebiet Bessarabien
1819 Kirchspiel Arcis, Gebiet Bessarabien
1822 Kirchspiel Sarata, Gebiet Bessarabien
1837 Kirchspiel Kischinew, Gebiet Bessarabien
1842 Kirchspiel Klöstiz (Kliastiz), Gebiet Bessarabien
1842 Kirchspiel Fere-Champenoise, Gebiet Bessarabien
1863 Kirchspiel Krementschug, Gouv. Poltawa
1863 Kirchspiel Roshistsche, Gouv. Wolynien
1864 Kirchspiel Dunajewzy und Kamenez-Podolsk, Gouv. Podolien
1868 Kirchspiel Heimtal, Gouv Wolynien

Zu der Problematik "Erfassung der Kolonien" und "Gründungsjahre" sei an dieser Stelle kurz KUHN zitiert:

"In der Einwanderungszeit dauerte es vielfach einige Jahre, bis eine neue Rodung einen eigenen Namen erhalten und dieser sich eingebürgert hatte. Bis dahin wurde die Kolonie nach dem benachbarten Ukrainerdorf oder nach dem Gut, von dem sie abgezweigt worden war, benannt. So hieß Walentinow (westl. Lutzk) früher Kolonie Usiczy, Huszcza (östl. Lutzk) Neu-Kiwerce. Oftmals legte ein Edelmann gleichzeitig mehrere Siedlungen an, dann konnten sie in ihrer Gesamtheit mit dem Namen des Gutes bezeichnet werden. Wenn später auch die Einzelnamen Geltung gewannen, blieb daneben auch der alte Gruppenname erhalten oder sogar vorherrschend. So werden noch heute die beiden um 1840 angelegten Klonien Stanislawowka und Cycelowka (westl. Rozyszcze) meist zusammen Berezolupy ("Breslup") genannt, die drei nach 1880 entstandenen Siedlungen Natalin, Olgin und Jadwigin im Süden des Kirchspiels Lutzk "Kolodez"... "

Und zur Zuverlässigkeit der Angaben in den Kirchbüchern - somit gleichbedeutend den Angaben in der Odessa-Datenbank - schreibt KUHN folgendes Beispiel:

So starb z.B. in dem Bugholländerdorfe Jozefin 1869 ein 62-jähriger Mann, namens Rosihn, von dem im Totenbuche angegeben ist, daß er schon in Jozefon selbst geboren sei, das danach schon 1807 bestanden haben müßte. Nun besitzen wir aber gerade von diesem Dorfe eine Urkunde, nach der die Bugholländer erst 1836 nach Jozefin kamen.

[Fazit]

Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gab es bereits vor dem Jahr 1862 deutsche Siedlungen östlich von Nowograd-Wolynsk. Den genauen Nachweis muß unsere Forschung noch in den nächsten Jahren erbringen, ein Ansatz ist hier zu lesen.

Gerhard


Quellen:
* G. PINGOUD "Die ev.-luth. Gemeinden in Rußland" Band 1, St.Petersburg 1909
* E.H. BUSCH "Materialien zur Geschichte und Statistik des Kirchen- und Schulwesens der Ev.-Luth. Gemeinden in Rußland", St.Petersburg 1862
* E. PAPMEHL "Die Wirksamkeit der Unterstützungskasse für Ev.-Luth. Gemeinden in Russland während der ersten 25 Jahre ihres Bestandes 1859 - 1883", St.Petersburg 1884
* W. KUHN "Die Kirchenbücher als Geschichtsquelle des Wolhyniendeutschtums", Deutsche Monatshefte in Polen, 1936/37, S. 395 - 432

Re: Ansatz zum Nachweis der Gründungzahlen in Ostwolhynien

Jerry Frank †, Sonntag, 20.07.2003, 16:41 (vor 7850 Tagen) @ Gerhard König

Further to this excellent description by Gerhard, I have reviewed the list of villages.

In addition to the town of Zhitomir (Schitomir), there were only 6 colonies in Kreis Schitomir in 1862. The founding date is only given for one of them, Lesky in 1856.

There are 9 colonies listed for Kreis Nowograd Wolhynsk of which 5 are east of that town.

So, to answer the original question directly - within the region of Volhynia east of Nowograd Wolhynsk, there were 11 German colonies prior to 1862. Gerhard also correctly notes that there were several other villages further east in Kreis Radomyschl but this was in Kiev province, not Volhynia.

*********************************************
Übersetzung:

Weiterhin möchte ich der exellenten Beschreibung von Gerhard noch hinzufügen, daß ich die Liste der Ortschaften durchgesehen habe.

Zusätzlich zu der Stadt Shitomir gab es 1862 nur 6 Kolonien im Kreis Shitomir. Das Gründungsdatum ist nur für einen Ort angegeben: Lesky im Jahr 1856.

9 Kolonien werden für den Kreis Nowograd Wolynsk aufgeführt, 5 davon lagen östlich dieser Stadt.

Um also Ihre ursprüngliche Frage zu beantworten: in Wolhynien gab es vor 1862 in der Region östlich von Nowograd Wolynsk 11 deutsche Kolonien. Gerhard hat auch korrekterweise vermerkt, daß es noch mehrere Dörfer weiter östlich im Kreis Radomyschl gab, aber sie gehörten zur Provinz Kiew, nicht zu Wolhynien.

Andere Zahlen

Irene Kopetzke, Dienstag, 22.07.2003, 01:35 (vor 7849 Tagen) @ Gerhard König

Als Antwort auf: Ansatz zum Nachweis der Gründungzahlen in Ostwolhynien von Gerhard König am 20. Juli 2003 00:47:34:

Im Jahre 1838 zählte man in Wolhynien 1.200 und im Jahre 1859 5.825 Deutsche und 45 deutsche Kolonien.

Das hieße, daß innerhalb von 20 Jahren nur etwa 4000 deutschstämmige Einwanderer nach Wolhynien kamen (wenn man dabei das Bevölkerungswachstum berücksichtigt, das in der 1. Hälfte des 19. Jh. etwa 10% in 10 Jahren betrug). Nikolaus Arndt schreibt dagegen in "Die Deutschen in Wolhynien":

So waren russischen offiziellen Angaben zufolge in der Zeit zwischen 1830 und 1860 11.424 Deutsche als Handwerker und Bauern nach Wolhynien eingewandert und hatten 140 Siedlungen gegründet.

Leider gibt es für diese Behauptung keine konkrete Quellenangabe in seinem Buch, schade. Vielleicht habe ich mal die Gelegenheit, ihn danach zu fragen.

Re: Andere Zahlen

Jerry Frank †, Dienstag, 22.07.2003, 14:54 (vor 7848 Tagen) @ Irene Kopetzke

Out of curiousity, I did an overview study of the places listed in the St. Petersburg records prior to 1860. In the 1830s decade, there were 21 places; in the 1840s, 4 more were added; in the 1850s, about 24 more were added for a total of 49 places. I did not compare this list to that of Busch to see what the differences were. Also, this was not a detailed study so my numbers are approximate.

We must also remember that there were other German settlements in Volhynia that were not Lutheran. There were Baptist, Moravian Brethern, and Mennonite settlements as well. However, other than a couple of Mennonite places, I do not think that any of those existed prior to 1860.

The remaining question is, "What is it that creates a new German settlement?" If one family lives in a village, is that a new German settlement? At what point in time do you begin to count the village as a settlement? The smallest German population of any place in the Busch list (not counting some large towns where there were 8 or less Germans) is Januwka with 34.

In any case, it would seem that the number of settlements by 1860 is more in line with the 45 referenced by Busch than the 140 indicated by Arndt.

*********************************************
Übersetzung:

Weil es mich interessiert hat, habe ich mir einen Überblick verschafft über die Ortschaften, die in den St. Petersburger Büchern vor 1860 erwähnt werden. In den 30er Jahren sind es 21 Orte, in den Vierzigern kamen 4 Orte dazu, in den Fünfzigern noch einmal 24, so daß wir eine Summe von insgesamt 49 Ortschaften haben. Ich habe diese Liste nicht mit der von BUSCH verglichen, um zu sehen, ob es Differenzen gibt. Es war auch keine detaillierte Untersuchung, die ich gemacht habe, die Zahlen sind also nur geschätzt.

Wir müssen daran denken, daß es außer den lutherischen Siedlungen auch noch andere Deutsche Siedlungen in Wolhynien gab. Es gab auch Ansiedlungen von Baptisten, ? und Mennoniten. Allerdings denke ich nicht, daß diese vor 1860 existierten, außer einigen Mennonitensiedlungen.

Es bleibt die Frage: Wann sprechen wir von einer deutschen Siedlung? Wenn eine Familie in einem Dorf lebte, war das eine neue deutsche Siedlung? Zu welchem Zeitpunkt bezeichnen wir ein Dorf als eine Siedlung? Die geringste Zahl deutscher Bewohner in den von Busch aufgeführten Orten ist Januwka mit 34 Deutschen (wenn man nicht die größeren Orte zählt, in denen teilweise nur 8 oder noch weniger Deutsche lebten).

Auf jeden Fall scheint es so, daß die Anzahl der Siedlungen um 1860 eher mit der von BUSCH angegeben Zahl von 45 korrespondiert als mit den von ARNDT angegebenen 140 Orten.

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Re: Andere Zahlen [Einwohner]

Gerhard König ⌂, Dienstag, 22.07.2003, 18:35 (vor 7848 Tagen) @ Irene Kopetzke

Als Antwort auf: Andere Zahlen von Irene Kopetzke am 22. Juli 2003 01:35:53:


Einwohnerzahlen

Im Jahre 1838 zählte man in Wolhynien 1.200 und im Jahre 1859 5.825 Deutsche ..

Das hieße, daß innerhalb von 20 Jahren nur etwa 4000 deutschstämmige Einwanderer nach Wolhynien kamen.

Zur Problematik der statistischen Erhebungen aus den o.g. Jahren haben wir uns schon mehrfach ausgetauscht. Die tatsächliche Einwohnerzahl deutschstämmiger Bewohner Wolhyniens war vermutlich etwas größer.

Irene, Deine Vermutung über den relativ geringen Zuwachs der deutschen Bevölkerung in den 20 Jahren bis 1859 klingt für mich sehr plausibel und läßt sich in der Literatur wie folgt nachvollziehen (Vgl. HENNIG S.11 ff):

- Mennoniten gründeten die ersten Ortschaften in Wolhynien Ende des 18. Jhd.
- Unfruchtbare Jahre und russische Dienstpflicht erschwerten ihr Dasein
- Anette und Josephine blieben lange Zeit die einzigsten Kolonien, da die Lebensbedingungen der Kolonisten sich kaum änderten (Urwald, wenig Absatz, geringe Preise). Keine neuen Einwanderer zogen ins Land.
- Neue Einwanderungswelle um das Jahr 1831, bedingt durch die polnischen Aufstände
- Die russische Regierung versuchte in den Folgejahren, die Einwanderung der Tuchmacher zu begünstigen, um eine Tuchindustrie aufzubauen - in diesem Zusammenhang ist die o.g. Zahl von 1.200 Deutschen im Jahr 1838 zu sehen.
- Dieses Vorhaben der russischen Regierung scheiterte, die manuellen Webstühle konnten mit den mechanischen z.B. im Industriegebiet Lodz nicht Schritt halten, die Menge und die Qualität der Textilwaren waren für einen notwendigen Absatz zu gering
- Die Mennoniten wanderten weiter, neue Einwanderungen waren über die nächsten 30 Jahre kaum zu verzeichnen - so erscheint die Zuwachsrate bis 1859 als enorm.

Genannte Beispiele decken sich mit den geschichtlichen Aussagen und Formulierungen bei BUSCH 1862, PINGOUD 1909, KARASEK-LÜCK 1931 und HENNIG 1933, so wie ich vergleichen konnte.

Zu den konkreten Zahlen:
Busch 1862
Kirchspiel Schitomir: 3.046 Eingepfarrte, 21 Schulen, 21 Lehrer, 556 Schüler beiderlei Geschlechts
Kirchspiel Roschischtschi: 1.779 Eingepfarrte, 7 Schulen, 7 Lehrer, 253 Schüler beiderlei Geschlechts
1859 Summe für Wolhynien: 4.825 Eingepfarrte, 28 Schulen, 28 Lehrer, 809 Schüler beiderlei Geschlechts

Pingoud 1909
Er zitiert seinen Vorgänger aus dem Jahr 1862, nennt aber für das Jahr 1859: 5.825 Deutsche (?). Da Pingoud zu dieser Zahl keine anderen Quellen aufzählt, gehe ich von einem Druckfehler bei der ersten Ziffer "5" aus.

KARASEK-LÜCK 1931
Beide Autoren verweisen in ihren Ausführungen auf die gleiche Differenz - wie eben beschrieben - und haben sich in ihrem Text für die Einwohnerzahl 4.825 im Jahr 1859 entschieden. KARASEK-LÜCK vergleichen im weiteren Text diese Zahl mit den Ausführungen von NOWICKI:

NOWICKI 1870
Lt. der eben genannten Darstellung von KARASEK-LÜCK sind bei NOWICKI für das Jahr 1863 insgesamt 5.684 Deutsche in Wolhynien genannt.

Die Aussage von ARNDT 1994 in seinem Buch bezüglich der Einwohnerzahl 11.424 (?) für das Jahr 1860 kann ich nicht nachvollziehen und auch nicht bestätigen. (Meine persönliche Begründung siehe extra Beitrag.)

Gerhard

*********************************************
Eingesehene Quellen, die von mir bisher nicht genannt:

HENNIG, Martin: "Die evangelisch-lutherische Kirche in Polnisch-Wolhynien", Leipzig, 1933
KARASEK-LÜCK: "Die deutschen Siedlungen in Wolhynien. Geschichte, Volkskunde, Lebensfragen", Plauen, 1931

Quellen, die mir nicht vorliegen:

ARNDT, Nikolaus: "Die Deutschen in Wolhynien, ein kulturhistorischer Überblick", Würzburg, Kraft, 1994.
NOWICKI, F.: "Wolyn i jego mieszkancy w r. 1863" (Wolhynien und seine Bewohner im Jahre 1863), Dresden, 1870

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Re: Andere Zahlen [Ortschaften]

Gerhard König ⌂, Dienstag, 22.07.2003, 19:37 (vor 7848 Tagen) @ Irene Kopetzke

Als Antwort auf: Andere Zahlen von Irene Kopetzke am 22. Juli 2003 01:35:53:


Zahl der Ortschaften

.. russischen offiziellen Angaben zufolge in der Zeit zwischen 1830 und 1860 11.424 Deutsche als Handwerker und Bauern nach Wolhynien eingewandert und hatten 140 Siedlungen gegründet.

Bei der Gestaltung der deutschen Webseiten der SGGEE hatte ich diese Aussage von Herrn ARNDT in einen neuen Diagrammvorschlag mit einbezogen. Darauf erhielt ich nachfolgende Antwort von Richard BENERT, SGGEE:

NOTE: .. According to Adam Giesinger, (p. 131) who got his information from Karasek-Luck, there were .. in Volhynia in .. 1871 .. 140 villages ...

Da hier offensichtlich mehrfach Differenzen in der Literatur auftauchen, haben wir uns entschlossen, für das Jahr 1860 keine Zahl der Ortschaften zu nennen. In die gleiche Richtung geht auch die letzte Wortmeldung von Jerry: "Ab welcher Größenordnung wurde von deutschen Siedlungen gesprochen?"

Vielleicht können wir uns für weitere Diskussionen dahingehend einigen, daß wir generell von "Siedlungen mit deutschen Einwohnern" sprechen? Der Prozentsatz der deutschen Einwohner war äußerst gering und es dürfte uns heute - bei der Verfügbarkeit von Dokumenten - sehr schwer fallen, deutsche Gründungsurkunden der Siedlungen zu finden oder gar deutsche Stadt- oder Dorfrechte zu belegen.

Die einzigste mir vorliegende Aussage ist die von BUSCH aus dem Jahr 1859 mit den "45 deutschen Kolonien". Diese Zahlen werden in späteren Veröffentlichungen mehrfach zitiert. Leider ist mir die genaue Quelle von Richard bezüglich Karasek-Lück nicht bekannt. (Ich werde ihn mal dazu befragen.)

Wenn ich an dieser Stelle die Geschichte wieder zu Rate ziehe, bin ich sehr skeptisch zu der Aussage von Herrn ARNDT, weil der zweite polnische Aufstand erst 1863 ausbrach und eine riesige Auswanderungswelle nach Wolhynien zur Folge hatte. Wenn ich weiterhin bedenke, wie langwierig die Neugründungen der Siedlungen waren, möchte ich eher der Aussage "140 Ortschaften im Jahre 1871" meinen Glauben schenken.

Bei ARNDT bleiben (in unserer Diskussion) zu viele Fragen offen:
- wie lauten die "offiziellen russischen Quellen"?
- in welcher Zeit und mit welchen Hintergrund wurden sie erstellt?

Gerhard

Quelle, die mir nicht vorliegt:

GIESINGER, Adam: "From Catherine to Khrushchev, the story of Russia's Germans", Winnipeg, Marian Press, 1974
ARNDT, Nikolaus: "Die Deutschen in Wolhynien, ein kulturhistorischer Überblick", Würzburg, Kraft, 1994.

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Re: Andere Zahlen [Ortschaften]

Gerhard König ⌂, Dienstag, 29.07.2003, 22:42 (vor 7841 Tagen) @ Gerhard König

Als Antwort auf: Re: Andere Zahlen [Ortschaften] von Gerhard König am 22. Juli 2003 19:37:22:

NOTE: .. According to Adam Giesinger, (p. 131) who got his information from Karasek-Luck, there were .. in Volhynia in .. 1871 .. 140 villages ...

Richard war so freundlich und hat bei GIESINGER aus dem Jahr 1974 die besagten Quellen raus gesucht. Diese sind am Ende vollständig genannt. GIESINGER beschreibt die Ausführungen von KARASEK-LÜCK aus dem Jahr 1931 und die Beiträge von Friedrich RINK in den "Heimatbüchern der Deutschen aus Russland" (HDR) 1959 und 1962 wie folgt:

" .. the best descriptions of the founding and development of the Volhynian colonies .."

In den genannten Artikeln stehen die Zahlenangaben wie folgt:

RINK 1959
Gründung einer ersten Handwerkersiedlung in Koretz im Jahre 1783 mit einem eigenen evangelischen Pastorat. Diese zeichnet der Author in seiner Karte gleichbedeutend auch als eigenständiges Kirchspiel in Wolhynien ein. Dieses existierte bis in das Jahr 1823 und ging anschließend ein. (Eine Quelle ist hierzu nicht erkennbar.)

1838 lt. Pfarramt wohnten 1.200 Einwohner in den Kolonien
1859 lt. Pfarramt zählte man 4.825 Bewohner in 35 (?) Kolonien mit 28 Schulen
1863 (ohne Quelle) 5.684 Einwohner in 45 Kolonien
1871 (ohne Quelle) 28.560 Einwohner in 139 Kolonien
1889 (ohne Quelle) 102.139 Einwohner in 200 Kolonien mit 13 Kirchen und 191 Bethäusern
1904 (ohne Quelle) 124.000 Einwohner in 583 Kolonien
1914 (ohne Quelle) 200.000 Einwohner in 600 Kolonien

RINK 1962
In diesem Artikel sind sehr ausführlich Erlebnisberichte aus Wolhynien niedergeschrieben. Von den von uns gesuchten Zahlen ist nur die Einwohnerzahl 1.200 in den Kolonien im Jahr 1838 genannt.

Vergleich der Angaben
Bemerkenswert für das Jahr 1838 ist der Hinweis, daß hier nur die Kolonisten aufgezählt wurden. Handwerker, Textilarbeiter u.a. in ihren Siedlungen und in den Städten sind hier nicht genannt.
Die Bewohnerzahl aus dem Jahr 1859 ist die einzigste, die auch bei KARASEK-LÜCK, 1931 genannt wird und identisch mit BUSCH, 1859 ist. Die Anzahl der Kolonien war bereits bei BUSCH, 1859 mit 45 beziffert.
Die Einwohnerzahl aus dem Jahr 1863 ist gleich den Angaben bei NOWICKI, 1870. Die gleiche Anzahl der Kolonien existierte bereits vier Jahre früher.

Wenn ich an dieser Stelle nochmals in das Vorwort von BUSCH, 1859 schaue, gewinnen nachfolgende Hinweise von ihm an Bedeutung (Meine Anmerkungen in den Klammern.):

- Im Jahre 1859 begann die Wirksamkeit der Unterstützungskasse für die Evang.-Luth. Gemeinden in Rußland. Die einzelnen Gemeinden waren zum Teil viele Tausend Werst von St.Petersburg entfernt.
(In einer Zeit wo die Postkutsche oder im Winter der Pferdeschlitten die einzigsten Verkehrsmittel waren und diese Kasse und ihre Strukturen befanden sich erst im Aufbau!)

- Die einzelnen regionalen "Bezirks-" und "Hilfskommitees" hatten Mühe die einzelnen Kolonien zu erreichen und "das Interesse für die Evangelische Kirche in ihren Kreisen zu erwecken, oder schon vorhandenes neu zu beleben und zu erhalten."
(Scheinbar wurde dieser kirchlich administrativen Einrichtung nicht überall getraut, Kontakte zu ihr erschwert oder man kannt diese bisher nicht.)

- Nachrichten aus einzelnen Gemeinden sind zu spät in St.Petersburg eingegangen und konnten bei der Drucklegung nicht mehr berücksichtigt werden.

- "Die Zahlenangaben über die Bekenner der verschiedenen Confessionen sind den Tabellen des Statistischen Central-Comites entnommen und beziehen sich auf das Jahr 1859. In vielen Fällen stimmen diese Angaben aber nicht mit denen der Kirchspiels-Prediger überein, und dies hat wohl darin seinen Grund, daß Tausende sogenannter Lutheraner im Reiche leben, .. die sich gar nicht um ihre Kirche kümmern und daher auch von den Predigern nicht gekannt sind."
(Diese Anmerkung trifft bestimmt auch auf die jungen Siedlungen in Wolhynien zu.)

Fazit
Oben angeführte Zahlen sind eine gute Orientierung, jedoch gerade in den Gründungsjahren ist anzunehmen, daß die Zahl der deutschstämmigen Einwohner und deren Kolonien weitaus größer war als hier angegeben. (Vergleiche mit den Angaben aus den Wolhynischen Heften, die Irene in ihrem Beitrag zitiert.)


Gerhard


Quellen:
- GIESINGER, Adam: "From Catherine to Khrushchev, the story of Russia's Germans", Winnipeg, Marian Press, 1974
- KARASEK-LÜCK: "Die deutschen Siedlungen in Wolhynien. Geschichte, Volkskunde, Lebensfragen", Plauen, 1931
- RINK, Friedrich: "Die Wolhyniendeutsche - Ihr Werk und ihr Schicksal", HDR 1959, S.39-52
- RINK, Friedrich: "Wie liegt so weit, was mein einst war - Erinnerungen aus Wolhynien", HDR 1962, S.16-27
- NOWICKI, F.: "Wolyn i jego mieszkancy w r. 1863" (Wolhynien und seine Bewohner im Jahre 1863), Dresden, 1870
- BUSCH, E.H.: "Materialien zur Geschichte und Statistik des Kirchen- und Schulwesens der Ev.-Luth. Gemeinden in Rußland", St.Petersburg 1862
- PAPMEHL, E.: "Die Wirksamkeit der Unterstützungskasse für Ev.-Luth. Gemeinden in Russland während der ersten 25 Jahre ihres Bestandes 1859 - 1883", St.Petersburg 1884

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