Re: Antonowka und Kurhany

Gerhard König, Freitag, 14.03.2003, 12:25 (vor 7978 Tagen) @ Rita L. Schulz

Als Antwort auf: Antonowka von Rita L. Schulz am 14. März 2003 12:24:04:


(19.12.2002 - 21:14)

Hallo Rita,

den Ortsname "Antonowka" gab es in Wolhynien 15 mal (lt. Kartenindex von Jerry Frank). So wie du schreibst, ist bestimmt der Ort westlich von Luck gemeint.
Die von dir gesuchte Zugehörigkeit zu einem Kirchspiel ist von dem Zeitpunkt abhängig:

Um 1800 gehörte Wolhynien zur Kirchengemeinde Shitomir und gleichzeitig zum St. Petersburger evang.-luth. Konsistorialbezirk. Bedingt durch die starke Zuwanderung wurde um 1862 das Kirchspiel in Rozyszcze gegründet ( vgl. http://www.wolhynien.de/kantorat.htm ). Trotz weiter anhaltendem starken Anwachsen der evangelisch gläubigen Bevölkerung kam es zu weiteren Kirchspielgründungen erst 19 (Wlodzimierz) bzw. 26 Jahre (Tuczyn) später. Es fehlte an Personal, Mittel und vielem mehr. Die Siedler waren es bereits aus den Gebieten in Mittelpolen gewohnt, kirchlich auf sich allein gestellt zu sein und für sich selbst zu sorgen. Aus dieser Zeit scheint die Bezeichnung der "Sammelgemeinde" zu stammen. Zahlenmäßig starke und finanzkräftige Gemeinden bildeten eigene Kantorate. Ortschaften der Umgebung schlossen sich diesen an.

Bei der Bildung des Kirchspiels Torczyn im Jahre 1930 wird u.a. bei Kneifel der Wechsel des Kantorats von Ludwikow ehemals Luck genannt. Dieser Ort liegt etwa 4 km südwestlich von Antonowka (bei Luck). Somit gehörten alle Ortschaften in dieser Region bis 1899 zum Kirchspiel Rozyszcze, bis 1930 zum Kirchspiel Luck und in den letzten 10 Jahren zum Kirchspiel Torczyn.
Ebenfalls lt. Kneifel wechselten die beiden Kantorate Julianow und Zapust-Boratyn vom Kirchspiel Rozyszcze zum Kirchspiel Torczyn. Diese beiden Ortschaften liegen gleichweit entfernt (Zapust 3km westlich / Julianow 4km nördlich) von Kurhany.

Die von dir genannte Zuordnung : "Antonowka Stara gehört zur Gemeinde Kniahininek, und Kurhany (Kurganow) zur Gemeinde Torczyn, beide Kreis Lutzk" sind vermutlich staatliche Zuständigkeiten. Deren Grenzen weichen stark von den o.g. Kirchspielen ab.

Hierbei können dir eventuell vorhandene Dokumente behilflich sein. Versuche dabei auf die Stempel zu achten. Diese gab es z.B. beim staatlichen Ortsvorsteher oder Dorfschulzen (heute auch Bürgermeister) in den drei Sprachen : Russisch, Ukrainisch und Deutsch.
Eine weitere Hilfestellung könnte die Befragung deiner älteren Verwandschaft sein. Der Pastor war eine sehr angesehene Persönlichkeit und wenn er selten der Gemeinde einen Besuch abstatten konnte. Sein Name ist bei den meisten ehemaligen Wolhyniern noch heute im Gedächtnis und führt dich zum entsprechenden Kirchspiel.

Viel Erfolg * Gerhard


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