Avatar

Re: Fam. SCHMIDT aus Dermanka

Irene König ⌂ @, Donnerstag, 11.12.2014, 15:16 (vor 4022 Tagen) @ Herbert Schmidt

Hallo Herbert,

leider lassen sich keine weiteren Angaben zur Herkunft von Heinrich SCHMIDT und Emilie PILGER ermitteln, die dir über diesen toten Punkt hinweghelfen könnten.

Mir sind vier Kinder der Eheleute bekannt.

In den Kirchenbuchabschriften sind fünf Kinder zu finden (Name, Geburtsjahr, Ort der Taufe):

Julius August 1859 Slawuta
Emil Johann 1865 Dorophiowka
Theodor 1867 Dorophiowka
Rudolph 1870 Blumenthal
Gustav 1872 Blumenthal

Bei dem von dir angegebenen "Dermantke" dürfte es sich somit um Dermanka, auch genannt Blumenthal, handeln (heutiger Name Dubijewka, ukr. Дубiївка). Die Kolonie Dorofjewka lag einige Kilometer nördlich von Blumenthal. Die Stadt Slawuta dagegen liegt ca. 40 km weiter westlich.

Trotzdem läßt sich erklären, warum das (erste?) Kind 1859 in Slawuta getauft wurde. Möglicherweise hat die Familie SCHMIDT selbst zu diesem Zeitpunkt noch dort gelebt? In Slawuta lebten zumindest andere Mitglieder der Familie PILGER.

1. Nachweis:
1865 heiratet eine Hulda PILGER den Kupferschmied Johann HENKE in Slawuta, ein Kind 1868 in Slawuta getauft

2. Nachweis:
Zwischen 1866-1878 werden in Slawuta fünf Kinder geboren von der ledigen Johanna PILGER (Tochter des Tuchwebers August PILGER). Kindsvater ist der Tuchweber Jakob BÄR. Eines der Kinder bekommt den Familiennamen PILGER, alle anderen heißen BÄR.

Ergänzung:
Außerdem gab es noch eine Mathilde PILGER, Heirat 1860 mit dem Gerber / Tuchmachermeister Eduard HEINEMANN, sie lebten in Tutschin.

Man kann wohl sagen, daß die PILGERs eine Tuchmacherfamilie war und auch Heinrich SCHMIDT wird ja zunächst als Tuchmacher bezeichnet. In "Die Deutschen in Wolhynien" von N. ARNDT kannst du nachlesen, daß die vom sogenannten ersten polnischen Aufstand in ihrer Existenz bedrohten Weber Mittelpolens nach Wolhynien zogen, in die bereits vorhandenen Tuchmacheransiedlungen in Tutschin, Dubno, Korostyschew, Slawuta (Tuchfabrik des Fürsten SANGUSZKO) und nach Dunajewcy/Podolien.
Mit dem Einzug moderner englischer Maschinen (nach 1851) begann langsam der Verfall der Webereien in Wolhynien. Spekulativ(!) wäre das eine Erklärung, warum Heinrich SCHMIDT mit seiner Familie aus Slawuta wegzog und sein Auskommen als Kolonist versuchte.

Was könnte "Glücksthal in Polen" und "Blumenthal in Polen" sein?

Um die Orte sicher zuordnen zu können, fehlen uns hier, wie Stefan schon schrieb, Angaben darüber, wann und in welchem Schriftstück sie so benannt wurden.

Irene


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum