Re: "Untertan"

Gerhard König , Donnerstag, 03.02.2011, 08:36 (vor 5429 Tagen) @ Stefan Düsterhöft

Moin Stefan,

ich wüsste ... wie und wann man (russischer) Untertan wurde. Qua Geburt?

Hier vermute ich mal, wenn die entsprechende Staatsbürgerschaft angenommen wurde. Wann und in welchem Alter dies in Wolhynien geschah, kann ich Dir derzeit nicht sagen.

Es ist zumindest so, dass nicht alle Einträge in den wolhynischen KB russische Untertanen betreffen - wäre dann ja auch witzlos das zu erwähnen.

Ja. Soweit ich bisher Kirchenbucheinträge lesen konnte, tauchte zum Ende der 1880er Jahre immer öfter die Bezeichnung "russischer Untertan" in der abgekürzten Form "russ. Unt." auf.

Häuften sich die Einträge in manchen Monaten, wurde die Schrift flüssiger und der Text wurde kürzer. Wo vorher Berufsbezeichnungen oder dieser Untertan standen, wurde nichts mehr geschrieben.

Sehr deutlich ist es im Jahr 1892. Mit der Einführung der russischen Sprache fielen in den Kirchenbucheinträgen die Berufsbezeichnung fast komplett weg und die Mehrheit wurde mit "russ. Unt." bezeichnet.

Einige Jahre später verschwand auch in den russischen Einträgen diese Formulierung. Ich spekuliere mal: die Pastoren hatten kaum noch Zeit für ausführliche Befragungen und KB-Texte.

Um bei dem Beispiel Wladimir 1892 zu bleiben: 865 Geburten, dabei werden 4 der Väter als preußische Untertanen bezeichnet, 11+1 als Österreicher ("+1" ist eine ledige Mutter).

Da hast Du ja sehr genau nachgelesen. Diese wenigen Familien bestanden auf den Eintrag, daß sie ein anderer Untertan waren. Bei diesen Einträgen gebe ich Dir gern Recht, sie deuten auf deren Herkunft hin.

Kamen wirklich so wenige von ausserhalb ...

Um dieses Jahr gab es kaum noch Einwanderungen. Die ersten Familien bereiteten sich schon auf ihre Auswanderung vor. So zogen von meiner eigenen Sippe mind. 3 Familien in den 1890er Jahren nach Brasilien.

... oder ist manch anderer zuvor russischer Untertan geworden?

Möglich ist es, aber ich kann es nicht belegen.

gerhard