FN Stromezynski in der Berditschewer Gegend

Brigitte Lange, Freitag, 01.05.2020, 10:32 (vor 1480 Tagen)

Hallo Familienforscher,

seit langer Zeit suche ich nach der ältesten Schwester meines Großvaters, die kurz nach dem 1. WK nach Russland ausgewandert ist. Bis dato fehlten mir der FN des Ehemannes, der Abreiseort und andere Daten. Einige diesbezüglichen Anfragen in Archiven und bei Familienforschende über Auswanderungslisten etc. verliefen im Sande.

Gestern habe ich beim Surfen in verschiedenen Datenbanken endlich das entscheidende Dokument gefunden: die Heiratsurkunde.

oo01.06.1918/Berlin:

Josef Stromezynski *04.04.1889/Berditschew (Ukraine/Russland)
Eltern: Gerasim Stromezynski (Schmied) + Maria geb. Martner (beide verstorben in Berditschew)

Hedwig Helene Schiminski *21.11.1894/Danzig-Neufahrwasser --> Schwester meines Großvaters

Mich interessieren in erster Linie folgende Fakten:
- Wann ist das Ehepaar in die Ukraine ausgewandert?
- In welcher Gegend haben sie gelebt?
- Und vor allem: Gibt es Nachkommen?

Ich würde mich über jeden weiterführenden Hinweis freuen.

Viele Grüße
Brigitte

FN Stromezynski in der Berditschewer Gegend

Ansgar Mantey, Freitag, 01.05.2020, 10:57 (vor 1480 Tagen) @ Brigitte Lange

Hallo Brigitte

Berditschew liegt im Kirchenspiel Shitomir. Die Kirchenbücher aus den Jahren 1885 bis 1894 gelten als verschollen. :-( Siehe KB Shitomir. Daher wird es fast unöglichsein weiteres in Erfahrung zu bringen. Der Name Stromezynski ist für Wolhynien sehr ungewöhnlich. Sofern die Eheschließung Gerasim Stromezynski / Maria g Martner im Raum Shitomir nach 1885 stattfand ist eine Herkunftsuche nahezu ausgeschlossen.

Da alle Namen in wolhynischen KB s sehr selten bis garnicht auftauchen stellt sich auch die Frage nach der Konfession besonders von "Gerasim".

MfG

Ansgar

--
Suche MANTEI / MANTEY / MANTEJ aus dem Raum Radom vor 1850

Avatar

FN Stromezynski in der Berditschewer Gegend

Irene König ⌂, Freitag, 01.05.2020, 12:11 (vor 1480 Tagen) @ Brigitte Lange

Hallo Brigitte,

an der Stelle kann dir wahrscheinlich nur der Zufall weiterhelfen. Eine Heirat in Berlin während des ersten Weltkriegs zwischen einer Deutschen und einem Ukrainer(?)/Russen(?) ist schon ungewöhnlich. Du weißt nicht, wann genau sie dann "nach Russland" gegangen sind - ob freiwillig oder nicht - und wo sie lebten bzw. potentielle Kinder geboren wurden. Diese würde man wohl kaum in einer Datenbank finden können, denn die Daten wären zu jung, um veröffentlicht zu werden.

Der Familienname MARTNER taucht in den lutherischen wolhynischen Kirchenbüchern überhaupt nicht auf. Wobei die Religionszugehörigkeit ja auch nicht klar ist. Was steht diesbezüglich in der von dir gefundenen Heiratsurkunde? Du könntest beim zuständigen Standesamt Kopien der Beiakten anfordern, die die Brautleute zur Heirat vorlegen mussten, vielleicht erfährst du dann mehr über den Bräutigam.

Als einzige Möglichkeit fällt mir nur eine Anfrage beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes ein, falls du das noch nicht gemacht hast.

Gruß, Irene

FN Stromezynski in der Berditschewer Gegend

Brigitte Lange, Freitag, 01.05.2020, 16:18 (vor 1480 Tagen) @ Irene König

Ich habe es schon fast befürchtet, dass die Daten und der betreffende Zeitraum zu "jung" sind. Laut Heiratsurkunde war der Josef evangelischer Religion. Aber das muss nichts heißen. Ich habe StA-Geburtsurkunden von Geschwistern, deren Eltern mal die evangelische, mal katholische und mal die katholisch-apostolische Konfession hatten. Und ob sie tatsächlich in die Heimatgegend des Josef zurückgekehrt sind, ist ja auch nicht sicher, aber sehr wahrscheinlich.

Auf jeden Fall war es einen Versuch Wert. Die Recherche in den Sammelakten im LAB hatte ich bereits eingeplant. Des Weiteren werde ich eine EMK-Anfrage starten.

Es gibt noch 2 weitere Ansatzpunkte:
a) Die ehemalige Heimatgemeinde soll in der Regel eine Nachricht von solchen Einbürgerungen erhalten haben.
b)Von Memorial Russland erhielt ich den Tipp, dass Ausländer, die nach Russland ausgewandert sind, in der Stalin-Ära sehr oft verhaftet wurden und man daher einige Chancen hat, Informationen in Archiven (RGWA, FSB + MWDRF) zu finden.

Euch beiden vielen Dank und viele Grüße
Brigitte

FN Stromezynski in der Berditschewer Gegend

Ansgar Mantey, Freitag, 01.05.2020, 17:09 (vor 1480 Tagen) @ Brigitte Lange

Hallo Brigitte

Informationen in Archiven (RGWA, FSB + MWDRF) zu finden.

Schildere bitte mal deine Erfahrungen mit den Archiven, sofern Du es in Betracht ziehst dort anzufragen.
Danke

Ansgar

--
Suche MANTEI / MANTEY / MANTEJ aus dem Raum Radom vor 1850

Avatar

Memorial

Irene König ⌂, Freitag, 01.05.2020, 17:13 (vor 1480 Tagen) @ Brigitte Lange

b)Von Memorial Russland erhielt ich den Tipp, dass Ausländer, die nach Russland ausgewandert sind, in der Stalin-Ära sehr oft verhaftet wurden und man daher einige Chancen hat, Informationen in Archiven (RGWA, FSB + MWDRF) zu finden.

Hallo Brigitte,

zu den Archiven kann ich nichts sagen, es ist aber auch schon viel online. Natürlich wäre es da von Vorteil, dass du kyrillische Buchstaben lesen kannst ;-) Hier nur ein paar Beispielseiten.

Zum Blättern:
http://lists.memo.ru/

Mit Suchfunktion:
http://rosagr.natm.ru/memorybook.php

Gedenkbücher Ukraine
http://www.reabit.org.ua/books/
Hier habe ich in die Bücher vom Oblast Shitomir und Winnyzja reingesehen, aber keinen Namen geunden, der Stromezynski irgendwie ähnelt. Ist aber auch schwierig zu wissen, wie der Name geschrieben wurde. Штромецински / Штромечинский? Mit Eigennamen ist es immer schwierig.

Gruß, Irene

Avatar

Gefunden: Stromchinsky-Evelson Joseph Gerasimovich

Irene König ⌂, Freitag, 01.05.2020, 17:22 (vor 1480 Tagen) @ Brigitte Lange

http://visz.nlr.ru/person/show/225526

Hier wird angegeben, dass er Jude war, als Schlosser in Leningrad lebte, dort verhaftet und 1938 erschossen wurde. Kein Hinweis zu Frau oder Kindern.

Gruß, Irene

PS:
1) Es gibt einen Eintrag auf GENI.com (von 2017), dort wird ein Sohn Gerhard-Hans Ewelson erwähnt, geboren 1918. Keine Mutter angegeben.
https://www.geni.com/people/%D0%98%D0%BE%D1%81%D0%B8%D1%84-%D0%AD%D0%B2%D0%B5%D0%BB%D1%...

2) Zu einem Gerhard Hans Ewelson gibt es auf ancestry.de folgenden Eintrag (keine Eltern angegeben):
GEBURT 09.03.1918 • Berlin, Deutschland
TOD 30.08.2000 • Löbau, Görlitz, Sachsen, Deutschland

Gefunden: Stromchinsky-Evelson Joseph Gerasimovich

Brigitte Lange, Freitag, 01.05.2020, 18:53 (vor 1480 Tagen) @ Irene König

Ich bin ja jetzt sowas von baff. Das muss der Gesuchte einfach sein: Vorname, Vatersname, Familienname (wenn man -Evelson vernachlässigt), Geburtsjahr stimmen, sogar der Beruf. Ich danke Dir vielmals, Irene. Obwohl ich in der Schule 7 Jahre Russisch hatte (und das war auch noch eins meiner Lieblingsfächer), ist das meiste weg. Gedrucktes Kyrillisch kann ich grad noch so lesen, schreiben geht schon gar nicht mehr.

Schade, dass da nichts zu seiner Familie steht. Mit diesen Daten werde ich auf jeden Fall die russischen Archive anfragen. In Russisch, denn ich habe das Glück, dass ich eine nette Arbeitskollegin habe, die perfekt russisch lesen, schreiben und sprechen kann. Ansonsten würde ich Deepl nutzen.

Erfahrungen mit russischen Archiven habe ich noch nicht gemacht. Die Dame vom Memorial riet mir aber, in den Anfragen kurz und bündig alle bekannten Daten aufzuführen und lieber mehr Informationen zu liefern als zu wenige und vor allem Fotokopien von Dokumenten beizufügen, die meine Beziehung zur Anfrage sozusagen bestätigen, also Kopien von Geburts- und Heiratsurkunden und eine Seite meines Reisepasses. Genauso werde ich es machen, sobald ich Einsicht in die Sammelakte genommen habe und das Ergebnis der EMK-Anfrage vorliegt.

FN Stromczynski - Evelson

Brigitte Lange, Montag, 04.05.2020, 22:11 (vor 1477 Tagen) @ Irene König

Hallo Irene, hallo Ansgar,

ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich einmal Kontakt mit einem Nachkommen meiner Großtante Hedwig Helene Schiminski haben werde. Die Urenkelin hat mich über dieses Forum gefunden. Und ich bin immer noch etwas sprachlos.

Den erwähnten Eintrag bei Ancestry habe ich über die Suchfunktion nicht gefunden, auch nicht mit verschiedenen Schreibweisen. Kannst Du mir mal bitte den Link schicken?

Jetzt noch eine Frage zu den Kirchenbüchern. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Stromczynskis den jüdischen Glauben besaßen. Laut Heiratsurkunde waren die Eltern des Josefs 1918 bereits verstorben, undzwar in Berditschew. In der KB-Übersicht für Wolhynien sind keine jüdischen Bücher aufgelistet. Gab es sie nicht? Oder wurden sie vernichtet?

Wie schaut es mit der Namensverbreitung von Evelson in Wolhynien aus? Es ist noch ein Rätsel, wie aus Stromczynski Evelson geworden ist. Evelson scheint ein sehr häufiger Name in Litauen gewesen zu sein, oder ist es noch.

Viele Grüße Brigitte

Avatar

FN Stromczynski - Evelson

Irene König ⌂, Dienstag, 05.05.2020, 08:33 (vor 1476 Tagen) @ Brigitte Lange

Hallo Brigitte,

der Stammbaum besteht praktisch nur aus zwei Personen. Ich hatte Jelena den Link dieses Threads in die Anmerkungen geschrieben, so hat sie dich gefunden.
https://www.ancestry.de/family-tree/person/tree/168206126/person/102178115706/facts

Wie schaut es mit der Namensverbreitung von Evelson in Wolhynien aus?

In den lutherischen Büchern findet man den Name gar nicht,
SGGEE's version of the data in the St. Petersburg files for Volhynia
https://sggee.org/research/PublicDatabases.html

In der KB-Übersicht für Wolhynien sind keine jüdischen Bücher aufgelistet.

Diese haben wir nicht erforscht. Es gibt die Website jewishgen.org, wo du evtl. fündig werden kannst, wenn Bücher vorhanden sind. Man muss sich dort anmelden, bevor man Einblick in die Datenbanken erhält.

Gruß, Irene

FN Stromczynski - jüdische Personenstandsbücher

Mechthild Walsdorf ⌂ @, Dienstag, 05.05.2020, 18:56 (vor 1476 Tagen) @ Brigitte Lange

Hallo Brigitte,
katalogisierte Bestände von Personenstands-Archivalien aus früheren jüdischen Gemeinden in Wolhynien sind in einer amerikanischen Publikation nachzulesen, differenziert nach Ortschaften. Aus Berditschew sind demnach nur sehr wenige und auch lückenhaft Materialien erhalten in den Archiven Berditschew Kiew, Shitomir und Riwne.

Miriam Weiner "Jewish Roots in Ukraine und Moldowa" (1999). Drei Bibliotheken in Deutschland verfügen über je ein Exemplar.

Beste Grüße
Mechthild

Avatar

Berditschew jüdische Kirchenbücher

Gerhard König ⌂, Sonntag, 23.08.2020, 11:56 (vor 1366 Tagen) @ Brigitte Lange

Hallo Brigitte,

die einzigen zwei Kirchenbücher von der Synagoge in Berditschew, die ich finden konnte:

Rabinat Berditschew, Synagoge in der Stadt Berditschew

Geburten 1916 (Archiv Schitomir fond 67/3/561)
Tote: 1917-1918 (Archiv Schitomir fond 67/3/622)

gerhard

FN Stromezynski in der Berditschewer Gegend

Jelena Zaft @, Marnheim, Samstag, 02.05.2020, 09:14 (vor 1479 Tagen) @ Brigitte Lange

Hallo Brigitte,
Ich kann nicht fassen,dass jemand nach meinem Uhrgrosseltern sucht.
Ich habe für Sie vielleicht interessante Informationen und wir sind auf jedenfall Verwandt. Ich bin auch grade nach der Suche über mehr Informationen über Herkunft meines uhrgrossvaters Josef Stromczynski.
Wenn sie möchten können wir gerne telefonieren.
[..]

Viele Grüße
Jelena Zaft
Bin total aufgeregt

----
Moderator: Telefonnummer im Text gelöscht. Zur Kontaktaufnahme bitte auf den kleinen Briefumschlag neben dem Namen klicken.

FN Stromczynski in der Berditschewer Gegend

Brigitte Lange @, Freitag, 21.08.2020, 20:08 (vor 1368 Tagen) @ Brigitte Lange

Hallo Familienforscher,

ich war vor ein paar Tagen im Berliner Landesarchiv und habe mir die Sammelakte zur Heirat Stromczynski - Schiminski angeschaut. Eine Geburtsurkunde konnte der Joseph Stromczynski nicht vorlegen mit der Begründung, dass seine Eltern tot sind und er keine Verwandten in der Berditschewer Gegend hat. Er gibt die griechisch-katholische Konfession an.

Etwas ominös finde ich eine Bescheinigung der spanischen Botschaft mit dem folgenden Wortlaut:
Die Königliche Spanische Botschaft bescheinigt hiermit, dass der russische Staats-
angehörige Joseph Sohn des Gerasim Stromczynski, ledig, am 4 April 1889 in Berditschew,
Gouv. Kiew geboren ist und in Spitschinica, G. Kiew zuständig. Er ist griechisch-katholischen Glaubens. Der russische Inlandspass N262 ausgestellt in Spitschinica G. Kiew am 19 Nov. 1912, befindet sich z. Z. in der Kgl. Spanischen Botschaft.
Berlin, d. 17.IV.18
Der Minister:

Nun meine Fragen: Gibt es griech.-kath. KBs? Gibt es noch Unterlagen zur Passausstellung in Spichintsy?

Viele Grüße
Brigitte

PS: Ich hoffe, dass mein Beitrag wieder nach oben rutscht...

Avatar

FN Stromczynski in der Berditschewer Gegend

Gerhard König ⌂, Samstag, 22.08.2020, 09:54 (vor 1367 Tagen) @ Brigitte Lange

Hallo Brigitte,

Etwas ominös finde ich eine Bescheinigung der spanischen Botschaft ...

Dies war in der Zeit nicht ungewöhnlich. Wer ausreisen wollte, begab sich unter den Schutz eines neutralen Staates, bekam fehlende Personaldokumente ausgestellt und Reisepapiere organisiert.

Gibt es griech.-kath. KBs?

Da bin ich noch beim Suchen, in welchem Staatsarchiv die Bücher liegen könnten.

Gibt es noch Unterlagen zur Passausstellung in Spichintsy?

Da muß ich passen. Bisher habe ich nur ein einziges Dokumentenbuch in der Hand gehabt. Dies war im Archiv Rowno und darin wurden fortlaufend angeforderte Dokumente mit Namen etc. notiert. Um dies in Erfahrung zu bringen, wirst Du wohl selbst die Archive in Kiew oder Winnyzja befragen oder besuchen müssen.

PS: Ich hoffe, dass mein Beitrag wieder nach oben rutscht...

Dies macht die Forum-Software :yes:

gerhard

Avatar

Berditschew gr.-kath. Kirchenbücher

Gerhard König ⌂, Sonntag, 23.08.2020, 09:21 (vor 1366 Tagen) @ Brigitte Lange

Hallo Brigitte,

Nun meine Fragen: Gibt es griech.-kath. KBs?

Nach vielen Stunden Sucherei breche ich jetzt ab. Die gesuchten griech.-kath. Kirchenbücher aus Berditschew konnte ich nicht finden.

Die administrative Zuordnung der Stadt Berditschew wechselte zwischen den Gouvernements. Lt. gesammelten alten Karten bzw. Texten gehörte die Stadt um 1820 zum Gouv. Wolhynien und um 1864 bis nach 1900 zum Gouv. Kiew.

Im ukrainischen Findbuch für das Archiv Schitomir ist der Rayon Berditschew beschrieben, aber nicht die Stadt Berditschew.

Lt. einer Veröffentlichung der ukrainischen Archive aus dem Jahr 2012 befinden sich orthodoxe und röm.-kath. Kirchenbücher aus dem Rayon Berditschew im Staatsarchiv der Oblast Winnyzja. Bücher aus der Stadt Berditschew und speziell griech.-kath. Bücher konnte ich nicht finden.

gerhard

Berditschew gr.-kath. Kirchenbücher

Brigitte Lange @, Sonntag, 23.08.2020, 13:42 (vor 1366 Tagen) @ Gerhard König

Hallo Gerhard,

herzlichen Dank für Deine Mühen, auch wenn das Suchen nicht erfolgreich war. Du hast das Staatsarchiv Winyzja genannt. Ich werde mal Jelena bitten, im Internet nach diesem Archiv zu suchen und dann eine Anfrage in Russisch zu stellen.

Viele Grüße
Brigitte

RSS-Feed dieser Diskussion
powered by my little forum