Suche ebenfalls Vorfahren

Carolin Szesny @, Berlin, Samstag, 08.12.2018, 14:28 (vor 1938 Tagen)

Liebe Forenmitglieder, wer hat schon einmal die Namen Lydia und Olga Sonntag (Geschwister, die Mutter Sonntag war eine geborene Mittag) oder Robert Pladeck gehört? Sie gehörten zu den wolhynischen Baptistengemeinden, wahrscheinlich zu der in Lucenow. Olga Sonntag heiratete Robert Pladeck, der insgesamt 7 Kinder hatte (aus erster Ehe: Eugenie Pladeck, Alfred Pladeck, Gerhard Pladeck; aus zweiter Ehe: Leopold Pladeck, Lydia Pladeck, Helene Pladeck)

Die Familie wurde 1915 nach Sibirien (Taschkent) deportiert, wahrscheinlich kam sie dort bei deutschen Siedlerfamilien unter. Von dort aus mussten sie nach den Unruhen im Zusammenhang mit der Revolution 1917 im Zeitraum zwischen 1919 und 1922 wieder zurück in ihre wolhynische Heimat zurückkehren. Dort fanden sie ihren ehemaligen Landbesitz und ihr Haus zerstört und verbrannt vor, weshalb sie danach zurück nach Zentralpolen im Raum um Lodz in die alte Heimat von Robert Pladeck geflohen sind, nach Pabianice.


Leider hatten sie auch dort nicht lange eine Heimat: 1944 flohen sie "heim ins Reich"... In den Kriegswirren wurde die Familie getrennt, Robert Pladeck starb in einem Auffanglager für Vertriebene, seine Frau Olga kam nach Klöden (Elbe), wo sie bis in die 60er Jahre lebte.

Was für eine Geschichte! Innerhalb eines Menschenlebens hat mein Urgroßvater Robert Pladeck 4x in fremden Landen von vorn anfangen müssen und 3 Mal das gesamte Hab und Gut verloren....

Wer hat diese Namen schon einmal gehört? Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand dazu etwas erzählen kann. Ach ja, der Pastor meiner Urgroßeltern war vermutlich Martin Jeske...

Beste Grüße von Carolin

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FN PLADECK (Baptisten)

Irene König ⌂, Samstag, 08.12.2018, 17:23 (vor 1937 Tagen) @ Carolin Szesny

Hallo Carolin,

ich bin mir nicht ganz sicher, ob deine Vorfahren tatsächlich in Wolhynien gelebt haben. Der Name PLADECK/PLADEK taucht dort nicht auf, was natürlich auch damit zu tun haben mag, dass sie Baptisten waren, denn da gibt es nur sehr wenige Personenstandsunterlagen.

Also sei zunächst die Frage gestattet, welche Unterlagen, Urkunden o.ä. du besitzt. Du schreibst zum Beispiel "wahrscheinlich zu ... Lucenow" und "Pastor meiner Urgroßeltern war vermutlich Martin Jeske", daher scheint es momentan so, dass du das alles nicht belegen kannst. Woher stammen deine Informationen?

Robert PLADEKs Sohn Gerhard wurde 1904 in Pabianice geboren, Alfred 1910 in der Nähe von Chelm, also im Gouvernement Lublin. Diese Informationen fand ich in der SGGEE-Datenbank (nur für Mitglieder). Daher sehe ich momentan keinen Zusammenhang mit Wolhynien. Wann ist Roberts erste Frau gestorben? Wann und wo hat er geheiratet und sind die drei Kinder aus zweiter Ehe geboren?

Ich würde dir raten, im Bundesarchiv Berlin nach der EWZ-Akte (Einbürgerung) suchen zu lassen, vielleicht gibt sie dir mehr Aufschlüsse über den Lebensweg deiner Urgroßeltern. Mehr Informationen dazu im Leitfaden.

Gruß, Irene

FN PLADECK (Baptisten)

Carolin Szesny @, Berlin, Samstag, 08.12.2018, 17:39 (vor 1937 Tagen) @ Irene König

Liebe Irene König, vielen lieben Dank! Es scheint sich tatsächlich um meinen Urgroßvater zu handeln. Das hilft weiter! Wir haben leider überhaupt keine Urkunden oder Unterlagen! Das ist das Problem! Aber meine Großmutter hat, als sie noch lebte, davon erzählt, dass sie Wolhyniendeutsche ist. Ihre Mutter kam aus der Familie Sonntag, da habe ich schon ein bisschen was gefunden, diese lebte in Wolhynien. Deren Familie mütterlicherseits hieß Mittag, die waren auch dort zu Hause. Robert Pladek muss dorthin ausgewandert sein, wahrscheinlich dann mit seinen 3 Kindern aus erster Ehe. Meine Großmutter erzählte dann immer, sie sei in Russland auf der Flucht geboren. Das muss dann die Zwangsumsiedelung gewesen sein. Ich habe alles nur aus den geschichtlichen Ereignissen und aus den Erzählungen meiner Großmutter, mehr gibt es leider nicht.

Dank nochmals und beste Grüße!

FN PLADECK (Baptisten)

Uwe Kesterke @, Samstag, 08.12.2018, 18:48 (vor 1937 Tagen) @ Carolin Szesny

Meine Oma Martha Gottschling geb.Sonntag ist die Schwester von Olga geb. Sonntag. Die Fam. lebte im Kreis Chelm. Sind nach dem ersten Krieg nach Ostpreussen, Pladeck auch. Ich werde Morgen meine Mutter fragen die weiß mehr.

FN PLADECK (Baptisten)

Carolin Szesny @, Berlin, Samstag, 08.12.2018, 18:53 (vor 1937 Tagen) @ Uwe Kesterke

Wow, das ist interessant! Aber wie kommt die Familie nach Wolhynien? Ich glaube nicht, dass meine Oma da etwas ersonnen oder phantasiert hat....

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FN SONNTAG, MITTAG

Irene König ⌂, Samstag, 08.12.2018, 21:16 (vor 1937 Tagen) @ Carolin Szesny

Hallo Carolin,

das kommt hier immer wieder vor, dass angegeben wird, die Vorfahren kamen aus Wolhynien und dann stellt sich heraus, das sie im Cholmer Land siedelten. Es grenzte direkt an das Gouvernement Wolhynien und so gibt es Verwechslungen, wenn man die Lage der Herkunftsorte nicht gründlich recherchiert hat. Aber du wirst ja sehen, was in der Einbürgerungsakte steht - wenn es eine gibt.

Ihre Mutter kam aus der Familie Sonntag, da habe ich schon ein bisschen was gefunden, diese lebte in Wolhynien. Deren Familie mütterlicherseits hieß Mittag, die waren auch dort zu Hause.

Wenn du aufschreibst, wann und wo in Wolhynien die Familien SONNTAG und MITTAG gelebt haben, wenigstens die Region, dann können wir vielleicht weiterhelfen. Ohne genauere Angaben zu Personen und Zeit geht das nicht.

Gruß, Irene

FN SONNTAG, MITTAG

Carolin Szesny @, Berlin, Sonntag, 09.12.2018, 09:37 (vor 1937 Tagen) @ Irene König

Liebe Irene, leider habe ich echt nicht ein einziges Dokument. Aber ich habe eine Seite über die Geschichte der Siedler im Cholmer Land gefunden:

https://agoff.de/?p=26265

Dort heißt es:

1915 wurden viele deutschen Siedler ins Innere Rußlands deportiert. Während des 1. Weltkrieges (ab 1915) gehörten das Lubliner- und Cholmer Land zum k.u.k. Militärgouvernement Lublin. Am 11. November 1918 erklärte Polen seine Unabhängigkeit, es entstand die Republik Polen. Das Lubliner- und Cholmer Land war wieder polnisch und Teil der neuen polnischen Wojewodschaft Lublin.

Ich vermute, dass meine unglückseligen Urgroßeltern zu denen gehörten, die nach Innerrußland deportiert wurden. Meine Oma beschrieb diese Vertreibung und deren Ende in Taschkent mehrfach..


... Vielen Dank für die Hilfe, mir wird jetzt Vieles klarer!

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Moderator: Zitat gekürzt, da Schreibfehler auf der Seite enfernt.

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Teilungen Polens

Gerhard König ⌂, Mittwoch, 12.12.2018, 11:02 (vor 1934 Tagen) @ Carolin Szesny

Hallo Carolin,

du zitierst einen Ausschnitt von der AGoFF-Webseite der FGR Lublin. Nun habe ich versucht, die Quellen zu der Aussage "Vierte Teilung Polens" im Zusammenhang mit dem Jahr 1912 zu finden. Aber es gelingt mir nicht.

Wie auf der Webseite zuvor beschrieben

https://agoff.de/?p=26265

.. gehörte Kongreßpolen seit 1830 zum Russischen Zarenreich. Somit waren Deine Urgroßeltern sehr wahrscheinlich russische Staatsbürger. Zu den verschiedenen Teilungen Polens kannst Du ausführlich in der deutschen Wikipedia mitlesen

https://de.wikipedia.org/wiki/Teilungen_Polens
https://de.wikipedia.org/wiki/Vierte_Teilung_Polens

Der Text auf der AGoFF-Webseite wird demnächst korrigiert.

gerhard

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Sie wollten schon immer mal Dankeschön sagen?

FN PLADECK (Baptisten)

Uwe Kesterke @, Montag, 10.12.2018, 09:45 (vor 1936 Tagen) @ Carolin Szesny

Olga Pladeck geb. Sonntag traf ihre Schwester, also meine Oma, im Flüchtlingslager Coswig (Anhalt) nach dem Krieg 1948. Olga hatte zwei Töchter Lenchen (Sohn Roland) und Lydia (Tochter Ursola). Mein Mutter sagte die Pladecks sollen nach dem ersten Weltkrieg in Westpreussen gelebt haben. Folgende Geschwister von Olga lebten bis 1945-48 in Kirpehnen Samland Ostpreussen: Eduard und Leo Sonntag sowie Lydia und Lene Bachmann geb. Sonntag. Meine Oma Martha Gottschling geb. Sonntag in Trankwitz ca. 30km ostlich.

FN PLADECK (Baptisten)

Carolin Szesny @, Berlin, Montag, 10.12.2018, 19:22 (vor 1935 Tagen) @ Uwe Kesterke

Ok., dann sind wir wirklich so etwas wie Urgroßcousin(e).Meine Mutter war die Ursula, die leider schon gestorben ist. Ich hab 1000 Fragen. Wollen wir mal privat schreiben? Meine Mailadresse: [...]
Beste Grüße von Carolin

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FN PLADECK (Baptisten)

Uwe Kesterke @, Dienstag, 11.12.2018, 12:52 (vor 1935 Tagen) @ Carolin Szesny

Naja ich bin eine Generation zurück. Deine Oma Lydia und meine Mutter sind Cousinen. Meine Oma ist mit bei den jüngsten Kindern gewesen. Früher hat häufig eine Generation die andere eingeholt, also die Cousinen waren älter als die Eltern. Bücher von Camann lesen über Volksdeutsche in Sibirien, aber nicht heulen. Mein Opa hat über diese Zeit nie etwas gesagt. Über Sonntags hat meine Mutter viel. Aber von Pladeck nichts weiter.

FN PLADECK (Baptisten)

Carolin Szesny @, Berlin, Dienstag, 11.12.2018, 13:24 (vor 1935 Tagen) @ Uwe Kesterke

Ich habe natürlich auch großes Interesse an der Geschichte der Sonntags. Dass Robert Pladeck aus Pabianice bei Lodz kam, ist ziemlich sicher, die Recherche von Irene König zu den Geburtseintragungen von Gerhard Pladeck in Lublin und Alfred Pladeck in Chelm ist mit Sicherheit auch die richtige Spur. Ich frage mich nur, warum Pladeck nach Chelm ging und ob er dort die Olga geheiratet hat.

Chelm gehört ja zum "Cholmer Land", was 1912 administrativ von Russland als weiteres Gouvernement einverleibt wurde. Das heißt, dass das Deportationsgesetz für die Wolhyniendeutschen von 1915 auch für diesen Landstrich galt. Aus dem Cholmer Land wurden insgesamt ca 10.000 Siedler nach Innerrußland deportiert. Meine Oma berichtete mir, dass ihr Vater in Taschkent von 1915 bis 18 als Kupferschmied gearbeitet hat. 1918 nach dem Krieg zwischen Polen und der Ukraine durften die Zwangsumgesiedelten dann wieder zurück in ihre Heimat, darüber erzählte mir Oma Lydia, dass sie dort alles verbrannt vorgefunden haben. Sie war da 4-6 Jahre alt. Die Familie Pladeck ist dann zurück nach Pabianice bei Lodz gegangen, dort lebte noch die Mutter und der Bruder von Robert Pladeck. Dort sind sie dann bis 1944 geblieben, dann mussten sie ja schon wieder flüchten. Und dann haben sich die Schwestern Olga und deine Oma im von dir erwähnten Auffanglager getroffen. Warum Olga erzählte, dass das Westpreußen war, wo sie lebten, ist mir schleierhaft, denn in den noch erhaltenen Dokumenten meiner Oma wurde als Geburtsort immer Pabianice angegeben, was ja auch nicht stimmt, denn sie ist während der Deportation nach Taschkent geboren, am 05. Januar 1916.

Weißt du etwas darüber, ob es noch weitere Familienmitglieder gab, die deportiert wurden, oder hatten die anderen alle Glück und haben im polnischen Teil des Gouvernements Lublin gelebt? Oder gehörten sie zu denen, die so schlau waren, dass sie rechtzeitig flüchten oder sich verstecken konnten?

Herzliche Grüße von Carolin

FN PLADECK (Baptisten)

Uwe Kesterke @, Mittwoch, 12.12.2018, 22:41 (vor 1933 Tagen) @ Carolin Szesny

Mit dem Westpreussen hat meine Mutter gesagt. Bei ihr sind irgendwie viele aus Westpreussen gekommen??? Über Verschleppung nach Sibirien hat meine Oma(Gottschling geb.Sonntag) nie gesprochen. Ich kann nur so viel sagen sie muss zu beginn des ersten Krieges einen Freund bei den Mennoniten gehabt haben, als der Krieg ausbrach sind alle über Nacht verschwunden. Mennoniten sind absolute Kriegsverweigerer bevor die eine Waffe anfassen Siedeln sie lieber um und lassen alles stehen und liegen. Wurden deshalb von Kaisern und Königen nicht gern gesehen. Wurden deshalb durch ganz Europa gejagt bis sie nach Nord und Südamerika sind. Die Fam. Gottschling wurde im ersten Krieg auch verschleppt. Lebte seit ca.1870 in der Baptistenkolonie Radawzcik bei Lubin. In Savatov ist der spätere Schwiegervater meiner Oma an einem Beinbruch verstorben. Danach sind alle Kinder durch Polen gezogen bis Graudenz. Später nach Ostpreussen. Die Kesterkes lebten bei Roschitsche sollen auch in Sibirien gewesen sein Opa hat aber davon nie gesprochen. Seine spätere Frau gehörte zu den Bugholländern die sollen sie nicht verschleppt haben. Brauchst du nach die Eltern b.z.w. Großeltern von Olga Sonntag.

FN PLADECK (Baptisten)

Carolin Szesny @, Berlin, Sonntag, 16.12.2018, 12:26 (vor 1930 Tagen) @ Uwe Kesterke

Lieber Uwe, die Eltern und Großeltern von Olga und deiner Oma interessieren mich auch noch sehr! Danke, das waren sehr viele wichtige Informationen für mich, das Puzzle vervollständigt sich langsam. Wie schon mal angedeutet, ich hätte noch viele Fragen. Ich bin im Internet schnell zu finden, dort sind auch dienstliche Kontaktdaten von mir. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns außerhalb dieses Forums kontaktieren könnten.

Einen schönen "Sonntag"! :-)

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Kontakt außerhalb des Forums

Regina Steffensen, Dienstag, 18.12.2018, 16:21 (vor 1928 Tagen) @ Carolin Szesny

Hallo Carolin,

Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns außerhalb dieses Forums kontaktieren könnten.

wenn Du auf den kleinen Briefumschlag neben Uwes Namen klickst, öffnet sich ein Kontaktformular, mit dem Du ihm eine Nachricht und Deine E-Mailadresse senden kannst.

Regina

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Uwe Kesterke @, Montag, 10.12.2018, 09:57 (vor 1936 Tagen) @ Carolin Szesny

Im ersten Weltkrieg wurden die Volksdeutschen aus Sowjetrussland nach Sibirien deportiert. Es hatte nichts mit einer Besiedelung zu tun. Es handelte sich um Vernichtungslager. Es sind ganze Familien in Sibirien verhungert und erfroren.

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