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Besiedlung Wolhyniens

Gerhard König ⌂, Montag, 17.03.2003, 15:05 (vor 7975 Tagen) @ Elke

Als Antwort auf: Weißrußland von Elke am 17. März 2003 14:46:00:

(15.03.2003 - 00:57)

Hallo Elke,

da hast du dir ein interessantes Reiseziel ausgesucht. Wohin soll denn die Reise genau hingehen? An den Aufenthalt auf dem Bahnhof Brest kann ich mich noch erinnern. Es war ausreichend Zeit zum Aussteigen und für einen kurzen Bummel um das Bahnhofsgelände. Leider liegt dieses Erlebnis schon sehr viele Jahre zurück und die Erlebnisse verblassen.

Für die Wolhyniendeutschen hatte diese Region eine besondere Bedeutung. Es war die Grenze zu Deutschland 1939/40, man war endlich in Sicherheit, Hoffnungen und Träume waren mit diesem Ort verbunden. Über Brest zogen auch die Deutschen 1915-16 z.B. nach Ostpreussen.

Bei der Besiedlungsgeschichte sind sich die Geschichtsforscher noch nicht so richtig einig. Es ist bekannt, daß aus Neudorf-Neubruch aus dem Jahr 1617 (wie Irene schreibt) die bisher ältesten Grundstücksdokumente mit deutschen Siedlern existieren sollen. Gleichfalls kann nachgelesen werden, wie die Bug-Holländer belächelt wurden, in dieser oft morastigen Gegend Siedlungen zu errichten. Und tatsächlich sind eine Vielzahl an Ortschaften kurze Zeit nach ihrer Errichtung wieder aufgegeben worden.

Aufsätze von Walter KUHN, Kurt LÜCK und Alfred KARASEK deuten auf eine Vielzahl von Wanderwegen der Wolhyniendeutschen und auch auf die Problematik, daß es hier keine staatlich organisierte Besiedlung gegeben hat. Erste Anregungen können hier nachgelesen werden: http://www.wolhynien.de/magazine.htm.

Zur Zeit lese ich gerade ein Buch von ПАШУТО: "Очерки по истории Галицко-Волынской Руси"; Akademie der Wissenschaften der UdSSR, 1950. Diese Studien umfassen den Zeitraum 12.-17. Jahrhundert. Neben den verschiedenen Machtinteressen der Adligen aus allen Himmelsrichtungen ist u.a. auch von den natürlichen Hindernissen den Pripjet-Sümpfen darin geschrieben. Die überlieferten Erzählungen von den Problemen bei der Besiedlung durch die Bug-Holländer bestätigen dies. Ebenso wahrscheinlich kann auch eine Besiedlung der Region Wolhynien aus anderen Himmelsrichtungen sein, bei denen Deutsche beteiligt waren. In dem eben genannten Buch von ПАШУТО tauchen auch verschiedene deutsche Namen auf.

In Biographien von Katharina der Großen und ihren Vorgängern wird auf die Vorliebe hingewiesen, deutsche Handwerker und Techniker in eigene Dienste zu stellen. Beim Handeln mit Leibeignen zwischen den Fürstenhäusern sind leider kaum Nationalitäten überliefert.

Bei der Besiedlung Wolhyniens war der Anteil der Deutschen Minderheit nie größer als etwa 5%. Unter diesem Gesichtspunkt können wir mit Sicherheit davon sprechen, daß auch vor 1617 in anderen Regionen Wolhyniens bereits Wolhyniendeutsche lebten. z.B. Im Jahr 1324 besaß Wladimir schon eine deutsche Stadtverfassung -> siehe Wolhynische Hefte Nr.7.

Gerhard


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