Moin Hans,

ich weiß nicht, ob ich dich jetzt richtig verstanden habe, aber es ist in der Tat so, dass es für jede damals umgesiedelte Person über 16 Jahren nur ein Stammblatt gibt bzw. gab.
Bei FamilySearch sind eben diese Stammblätter veröffentlicht und nicht die kompletten EWZ-Akten.

Jürgen

Hallo,

gerade diese Akten sind ein "überzeugendes" Beispiel deutscher Gründlichkeit und Bürokratie.

In der Einwandererkartei, die nach Namen geordnet ist - und bei Familysearch leider nur in Filmrollen-Format vorliegen = 1964 Filmrollen -

https://www.familysearch.org/search/catalog/730589

sind den Namen die Einwanderungs-/Einbürgerungs- Kennnummern = Stammblattnummer zugeordnet - anscheinend nach Eingang des Einbürgerungsantrags oder der Erfassung (Durchschleusung) o.ä., da sie relativ ungeordnet nach Region und auch Zeitpunkt der Umsiedlung/Einwanderung angelegt sind.
Die erstellten Fotos während der Umsiedlung sind meist mit der Stammblattnummer gekennzeichnet.
Und das Stammblatt ist nur ein Teil der EWZ-Akte, sozusagen das Deckblatt der Akte. Darauf sind Lebensdaten, Familienmitglieder und Herkunft notiert und tw. handschriftlich "rassisch-motivierte Körperkennzeichen" - Größe, Statur, Haarfarbe, Augenfarbe und ggf. körperliche Besonderheiten.

Ohne Kenntnis der Nummer kann man nur die gesamten Filme (68 Filma je ca. 2700 Stammblätter) durchsuchen. Teilweise ist aber bei den Filmen eine Zuordnung nach Herkunft der Einwanderer aus dem GG, aus Litauen und aus aus Galizien/Wolhynien/Narrew-Gebiet möglich.
Zudem gibt es Lücken in der Nummerierung der Stammblätter - aus welchen Gründen auch immer- Nummer nicht vergeben oder Stammblatt nicht vorhanden?

Ansonsten gab es während der Umsiedlung noch eine ganze Anzahl anderer Kennnummern, nach denen man andere Zuordnungen finden kann, wie bspw. die Umsiedlung aus einem Ort/Gebiet oder Umgebung, oder einer Familienzugehörigkeit. Bspw. wurden die Umsiedlungsgebiete - für Wolhynien Wo I bis Wo III - jeweils in Umsiedlungsbezirke geteilt und weiter in Herkunftsorte. Familien aus diesem Gebiet/Bezirk/Ort erhielten in der Reihenfolge ihrer Registrierung zur Umsiedlung eine "Familiennummer" und dann jedes Familienmitglied jeweils noch eine. Dies war die "Registrierungskennnummer" der Person bzw. der Familie. Auf zahlreichen EWZ-Unterlagen (Gesundheitszeugnis, Durschleusungsunterlagen) aus dieser Zeit sind sie oft zu finden.

Beispiel: Stammblatt 48047 vom Film 008283609 Bild 02465

Marie Zacharias geb. Nikel
verh. Hauswirtin geb. 21.09.1900 in Niewir Kr. Gr. Gluscha ev.
Desweiteren angegeben sind Daten zu Heirat, Eltern und Kindern.

Stammblatt wurde erstellt am 08.01. in Lodz
Zugezogen am 06.01.40 von Niewir nach Pabianice

Registrierungs-Kennziffer (bei der Erfassung im Heimatort): Wo I/17 15/5/20

Wo I = Wolhynien Gebiet I = Rozyszcze
17 = Ortsbezirk 17 Kamien-Koszyrsk
15 = Ort Niewir

Die Familie hat sich als etwa 5. Familie des Ortes in die Umsiedlungslisten eintragen lassen und sie (Marie) wird als 20. Familienmitglied registriert. D.h.: mind. 20 Familienmitglieder wurden unter dieser Familie zur Umsiedlung registriert von wem und welche auch immer.

bspw. auch ein taubstummer Verwandter (des Ehemannes)

Stammblatt 48048
Wo I/17 15/5/25

Zacharjasch (=Zacharias) Wilhelm geb. 10.12.1901 Niewir
ledig

Zudem werden ggf. auch weitere Kennnummern angegeben:
bspw.
für Marie V.21343
für Wilhelm V.21348

Dies sind wohl die Umsiedler-Kennnummern, d.h. das sind die Nummern auf den "Umsiedler-Kennkarten", die die Siedler um den Hals trugen und sie während der Umsiedlung auswiesen.

So eine Ordnung kann schon verwirren, lässt aber erstaunliche Rückschlüsse auf die Zeit und Durchführung der Umsiedlung 1940 zu.

Viel Spass und Erfolg beim Durchsuchen und Finden und "Interpretieren"

wünscht
Änne