Wie Dunkle Jahre nach 1885 überwinden? FN RISKE

Alexander Riske @, Freitag, 25.08.2017, 17:35 (vor 2639 Tagen)

Hallo Ahnenforscher,

[Kurzfassung vorweg: Ich suche nach Gustav RISKE, Vatersname Wilhelm, geboren nach 1885 vermutlich in Wyruby, Heimtal, Wolhynien.]

ich hänge schon seit geraumer Zeit bei meinem Uropa fest, Gustav Riske, *ca 1886. Das große Problem stellt wohl da, dass es für die Zeit 1885-1900 keine Kirchenbücher gibt...
Ich habe jetzt einige Spekulationen über die Herkunft meines Uropas, aber eben keinen handfesten Beweis.
Ich schreibe hier auf, was ich habe, vielleicht lässt sich ein Weg finden, sichere Belege zu finden!

Eine großartige Informationen habe ich von Irene König erhalten (vielen Danke nochmal an der Stelle!), aus der hervorgeht, meines Uropas Vater hieß Wilhelm! Im E-Mail Verkehr teilte mir Irene mit:

Von Gustav RISKE und Wilhelmine SCHLENDER [Ergänz. meinerseits: Ehefrau von Gustav] finde ich in der internen SGGEE-Datenbank zwei Kinder, 1910 in Borisowka [Herbert Riske] (dort lebten auch Wilhelmines Eltern) und 1912 im nahegelegenen Nikolajewka [Meta Riske] geboren.

Das brachte mich jetzt auf die Idee, in den Landenteignungslisten von
1916 nach einem Gustav RISKE zu suchen, auch wenn das wieder keine
Primärquelle und kein sicherer Beleg ist. Und es gab einen Gustav RISKE,
den letzten in der seitenlangen Liste:

Kolonie Nikolajewka II, Nowograd Wolynsk

Riske Gustav Wilgelmow - 7 Dessjatinen, 420 Saschen

Eine zweite wichtige Information war, dass in den Aufzeichnungen meiner Tante geschrieben stand, Gustav hatte eine Schwester Mathilde, *1885. Dies ist schon eine unsicherere Quelle, da meine Tante dies im Gespräch mit meinem Opa Riske aufschrieb. Mein Opa erzählte keinen Quatsch, sodass dies, besonders bei der dünnen Datenlage, eine weitere Spur darstellte. (Als Beispiel, nach dem 2. Weltkrieg suchte mein Opa nach seiner Schwester, die 1912 in Nikolajewka geborene Meta. Er ließ sogar ein solches Gesuch in einer Zeitung abdrucken und konnte so später die Tochter seiner Schwester finden, denn die Schwester kam ca. 1938 um. Dies als Beispiel, dass mein Opa um die familiären Beziehungen wusste).
Also machte ich mich auf die Suche nach einer Mathilde Riske, Vatersname Wilhelm, und siehe da, ich fand dies:
https://www.familysearch.org/ark:/61903/3:1:S3HT-6RQ3-V2S?i=78&cc=1469151&cat=1...
(Nr. 1022)
Dann bin ich aufmerksam geworden auf die riesige Datensammlung von Jan Textor (auch dank Irene König!). Dort fand sich ein Karl Wilhelm Riske:
http://wc.rootsweb.ancestry.com/cgi-bin/igm.cgi?op=GET&db=textor&id=I8090

Also begab ich mich in Korrespondenz mit Herrn Textor und er bestätigte mir daraufhin, dass dieser Karl Wilhelm der Vater von Mathilde Riske sei. Ferner fertigte er mir sogar eine Art Stammbuch von Mathilde an, vielen Dank dafür Herr Textor!
In diesem Stammbuch führt er aus:

Karl Wilhelm RISKE, son of Wilhelm RISKE and Justine MISSAL, was born on 8 Mar 1854 in Psary, Chodecz, Wloclawek, Poland.(Source 1)
Karl married Emilie IRRGANG on 16 Jan 1876 in Lublin, Lublin, Lublin, Poland.(Source 2)
Emilie was born on 7 Aug 1853 in Antoniew, Lodz, Lodz, Poland. (Source 3)
Children from this marriage were:
i. Pauline RISKE was born on 30 Jul 1877 in Czerwonka, Lubartow, Lublin, Poland. (Source 4)
ii. Karoline RISKE was born on 10 Jan 1879 in Baran, Lubartow, Lublin, Poland (Source 5) and died on 27 Apr 1882 in Wyruby, Heimthal parish, Volhynia, Ukraine (Source 6) at age 3.
iii. Wilhelmine RISKE was born on 18 Aug 1881 in Wyruby, Heimthal parish, Volhynia, Ukraine (Source 7) and died on 18 May 1882 in Wyruby, Heimthal parish, Volhynia, Ukraine. (Source 8)
iv. Amalie RISKE was born on 23 Apr 1883 in Wyruby, Heimthal parish, Volhynia, Ukraine.( Source 9)
v. Mathilde RISKE (born on 18 Jun 1885 in Wyruby, Heimthal parish, Volhynia, Ukraine)

Quellen:
1. Source. SGGEE
2. Lublin (Poland) Evangelical Church Books (Family Search), Births, marriages, deaths..., malzenstw, zgonów) 1876, image
255, reg. #1.
3. Lódz Evangelical parish church records (Sw. Trójcy - Skt. Trinitatis), Birth record #357/1853.
4. Lublin (Poland) Evangelical Church Books (Family Search), Births, marriages, deaths..., malzenstw, zgonów) 1877, image
67, reg. #260.
5. Lublin (Poland) Evangelical Church Books (Family Search), Births, marriages, deaths..., malzenstw, zgonów) 1878, image
98, reg. #384.
6. LDS film #1897596, Item 1, page 996, reg. 252.
7. LDS film #1897596, Item 1, page 942, reg. 109.
8. LDS film #1897596, Item 1, page 996, reg. 255.
9. LDS film #1895615, Item 1, page 830, reg. 529.

[Wie man sieht, sind Karoline und Wilhelmine im Kindesalter gestorben, was erklären würde, weshalb ihre Namen von meinem Opa nicht mündlich überliefert wurden. Kürzlich redete ich mit meiner Mutter, die auch vor ca. 40 Jahren darüber mit meinem Opa sprach und sie meint sich erinnern zu können, er führte als Tante auch eine Amalie an. Hier aber, -> sehr unsichere Quelle.
Auch wäre Mathilde altersmäßig die nächststehende Person von Gustav, der 1886 geboren sein sollte, weswegen also vielleicht in den Aufzeichnungen meiner Tante nur von Mathilde die Rede ist. Vielleicht interpretiere ich aber auch schon zu viel rein...]


So, das wäre alles, was mir zu diesem Fall bekannt ist. Wie eingangs geschrieben, kann ich aufgrund der Lücke nach 1885 nicht die Verbindung zu meinem Uropa machen.
Ich wäre an diesem Punkt auch bereit, vor Ort hinzureisen, wenn es einen Ort, also Archiv oder Institution oder Kirche usw. gibt, an dem ich Handfestes über mein Uropa in Erfahrung bringen könnte.

Meine Frage an Euch, wie habt Ihr es geschafft, die "Dunkle Zeit nach 1885" zu überwinden?
Freue mich auf Eure Strategien!
Und Danke fürs Lesen des Riesentextes!

Gruß, Alexander

Re: FN RISKE nach 1885

Stefan Rückling @, Bad Freienwalde (Oder), Freitag, 25.08.2017, 19:34 (vor 2639 Tagen) @ Alexander Riske

Hallo Alexander,

ohne aus Zeitgründen auf Deine Anfrage en detail eingehen zu können, nur ein Hinweis: Die kirchenbuchlose Zeit (1886-1899) kann man versuchen, anhand von Revisionslisten zu überbrücken. Das sind Volkszählungen, die im Russischen Reich regelmäßig durchgeführt wurden. Freilich sind nicht mehr für alle Orte solche Revisionslisten lückenlos erhalten. Man benötigt gute Kenntnisse der Bestände der in Frage kommenden ukrainischen Staatsarchive oder man beauftragt jemanden, der über diese Kenntnisse verfügt. Online ist nichts.

Viele Grüße,

Stefan Rückling

Re: FN RISKE nach 1885

Alexander Riske @, Samstag, 26.08.2017, 18:50 (vor 2638 Tagen) @ Stefan Rückling

Danke Stefan, das wäre ein neuer Ansatzpunkt.
Wie steht es denn allgemein um Revisionslisten aus Wolhynien? Sind sie sehr lückenhaft oder kann man sich gute Hoffnungen machen, seine Vorfahren dort gelistet zu sehen?
Gruß, Alexander

Re: FN RISKE nach 1885

Stefan Rückling @, Bad Freienwalde (Oder), Samstag, 26.08.2017, 20:13 (vor 2638 Tagen) @ Alexander Riske
bearbeitet von Stefan Rückling, Samstag, 26.08.2017, 20:21

Hallo Alexander,

das kann ich leider nicht sagen, da ich noch nie in ukrainischen Staatsarchiven recherchierte und mangels Orts- und Sprachkenntnissen auch die Findbücher nicht lesen kann. Ich hatte nur mal durch eine Revisionsliste einen toten Punkt in Wolhynien überwunden und seitdem weise ich immer darauf hin.

Viele Grüße,

Stefan

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Re: Volkszählung + Revisionslisten

Gerhard König ⌂, Sonntag, 27.08.2017, 19:35 (vor 2637 Tagen) @ Alexander Riske

Hallo Alexander,

eine kleine Ergänzung zu Stefan:

Revisionslisten ... Das sind Volkszählungen, die im Russischen Reich regelmäßig durchgeführt wurden.

Im Russischen Zarenreich wurde nur eine einzige gesamtrussische Volkszählung im Jahr 1897 durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt gehörte das Gouvernement Wolhynien zum Generalgouvernement Kiew mit Sitz in Kiew. Daher befinden sich erhaltene Unterlagen von dieser Zählung im Staatsarchiv in Kiew.

Der Begriff Revisionsliste hat einen anderen Ursprung:

Der Kameralhof (heute Finanzamt) innerhalb eines Gouvernement legte den jährlichen Steuerbetrag für jede Stadt, jedes Dorf und jedes Gut fest. Erfasst wurden alle Personen mit Namen und Alter. Die Bezeichnung Kopfgeld, aus der Zeit der Leibeigenschaft kommend, ist wohl eher zutreffend. Der festgelegte Betrag war zu zahlen bis zur nächsten Revision. Daher der Begriff Revisionsliste. Die Zeitabstände der durchgeführten Revisionen waren in den Regionen sehr unterschiedlich und unregelmäßig.

Die Struktur des Kameralhofes im Gouvernement Wolhynien und die erhaltenen Revisionslisten in den Staatsarchiven Shitomir und Kiew sind bis heute nicht beschrieben.

gerhard

Re: Volkszählung + Revisionslisten

Stefan Rückling @, Bad Freienwalde (Oder), Montag, 28.08.2017, 07:58 (vor 2637 Tagen) @ Gerhard König

Hallo Gerhard,

ein persönliches Vorsprechen im Staatsarchiv Schitomir führte im Jahre 2012 dazu, dass die Archivmitarbeiter zu einem gesuchten Ort eine Revisionsliste fanden (in der das Datum der Anmeldung in Wolhynien inklusive Datum und genauer Ort der Abmeldung im Lubliner Raum vermerkt worden war) und eine Kopie davon erstellten. Die Ab- und Anmelde-Informationen mögen glückliche Zufälle gewesen sein, dennoch hat es den Archivmitarbeitern offenbar keine allzugroße Mühe gemacht, diese Revisionsliste zu finden. Leider wird im Begleitschreiben keine Signatur genannt, auch nicht Name oder Nummer des Bestandes.

Viele Grüße,

Stefan

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