Ortssuche Derewo/Djerewo-Alexandrowka

Wolfgang Stubner, Donnerstag, 09.09.2004, 13:33 (vor 7434 Tagen)

- kein Text -

Re: Alexandrowka

Irene Kopetzke, Donnerstag, 09.09.2004, 14:19 (vor 7434 Tagen) @ Wolfgang Stubner

Ohne zusätzliche Informationen wird der Ort kaum zu finden sein. Alexandrowka (und Variationen) gab es viele in Wolhynien. Allein auf Jerry Franks Karte zähle ich 23x Alexandrowka, und das sind nur die Orte, von denen bekannt ist, daß dort Deutsche siedelten.

Gibt es keine anderen Informationen? Namen von Nachbardörfern oder der nächst größeren Stadt? Kirchspiel? Was ist die Quelle dieser Ortsangabe? Nach welchen Namen wird gesucht?

Djerewo-Alexandrowka heißt evtl. nur "Dorf Alexandrowka"? In meinem Wörterbuch finde ich u.a. folgende Erklärungen:

Derewnja - das Dorf (ohne Kirche); das Landgut
Derewo - der Baum; das Holz

Re: Derewo Alexandrowka

W. Stubner (per Email), Freitag, 10.09.2004, 08:57 (vor 7433 Tagen) @ Irene Kopetzke


Als Antwort auf: Re: Alexandrowka von Irene Kopetzke am 09. September 2004 14:19:17:


Ich bemühe mich die geographische Lage eines Ortes mit der Bezeichnung "Derewo-Alexandrowka" in Erfahrung zu bringen, da bei dieser Örtlichkeit ein entfernter Verwandter von mir seit ca. April 1944 als vermißt gilt. Sein Name ist/war Henry Ebert, er war Jahrgang 1926 und stammte aus Chemnitz in Sachsen. Leider sind die, die näheres in schriftlicher Form haben könnten, nicht mehr am Leben. Ich handle hier lediglich im Auftrag bzw. auf Bitten meiner Mutter, die, falls es mir gelingen sollte, diesen Ort zu finden, wenigstens einmal dorthin fahren möchte.

Ich kenne leider nicht genau den Frontverlauf der Deutschen Wehrmacht vom Frühjahr 1944 und ich weiß auch nicht einmal, ob dieser Ort in der heutigen Ukraine oder aber in Rußland oder Weißrussland liegt. Eingehend auf Ihre Anregung, daß es sich bei dem Wort Derewo um die russische Übersetzung des Wortes Dorf handelt, bitte ich evtl. folgendes zu bedenken: Die Ortsbezeichnung stammt angebl. aus einem Schreiben der Wehrmacht, mit der den Angehörigen mitgeteilt wurde, daß ihr Sohn/Bruder seit dem angegebenen Zeitpunkt als vermißt gilt. Da seinerzeit alles Deutsche bekanntermaßen heilig war, ist meine Meinung, daß eine deutsche Dienststelle wohl kaum eine russische Bezeichnung für einen Ort gewählt hätte, also m.E. nicht "vermißt seit dem ... bei Derewo-Al., sondern vielmehr "bei dem Dorf/dem Ort/der Stadt Alexandrowka".

Auf das Forum bin ich gestoßen bzw. habe darauf geantwortet in der Hoffnung, daß evtl. jemand der Benutzer sich an einen Henry Ebert im Zusammenhang mit dem gesuchten Ort erinnern kann, da bisher alle Anfragen beim Suchdienst des Roten Kreuzes und bei der Wehrmachtsauskunftsstelle ergebnislos blieben.

Weitere Einzelheiten wie Einheit, genauer Tag des Ereignisses, Feldpostnummer, welche Heeresgruppe etc. sind mir leider nicht bekannt, ich weis eben nur, daß er anfangs 1944 bei besagtem Ort verschwand.

Das es nicht Ihre vordringliche Aufgabe ist, das Schicksal von Kriegsvermißten zu klären ist mir bewußt, doch möchte ich keine Möglichkeit ungenutzt lassen, evtl. doch noch in irgend einer Form für meine Mutter genaueres über diesen ominösen Ort in Erfahrung zu bringen.

Haben Sie vielen Dank für Ihre Bemühungen.

Re: Derewo Alexandrowka

Irene Kopetzke, Freitag, 10.09.2004, 09:47 (vor 7433 Tagen) @ W. Stubner (per Email)


Als Antwort auf: Re: Derewo Alexandrowka von W. Stubner (per Email) am 10. September 2004 08:57:01:


Ich habe mal kurz im Netz nach dem Frontverlauf der Ostfront 1944 recherchiert. Die Front zog sich von der Südukraine bis hoch ins Baltikum und verlief damit auch auf dem Gebiet Wolhyniens. Ohne Kenntnisse über das Regiment, Einsatzgebiet usw. wird es aber nicht möglich sein, die Ortssuche einzugrenzen, außer natürlich, wenn der Zufall hier weiterhilft.

Die Ortsbezeichnung stammt angebl. aus einem Schreiben der Wehrmacht, mit
der den Angehörigen mitgeteilt wurde, daß ihr Sohn/Bruder seit dem angegebenen
Zeitpunkt als vermißt gilt. Da seinerzeit alles Deutsche bekanntermaßen heilig
war, ist meine Meinung, daß eine deutsche Dienststelle wohl kaum eine russische
Bezeichnung für einen Ort gewählt hätte, also m.E. nicht "vermißt seit dem ... bei
Derewo-Al., sondern vielmehr "bei dem Dorf/dem Ort/der Stadt Alexandrowka".

Das ist durchaus möglich. Aber die Dienststellen konnten nur das weitergeben, was ihnen gemeldet wurde und die Leute dort werden nicht unbedingt Russisch verstanden haben. Man muß bedenken, daß die Truppen sich auf dem Rückzug befanden unter wahrscheinlich katastrophalen Zuständen. Dabei den Namen jeder noch so kleinen Ortschaft exakt festzuhalten, erscheint mir schwierig. Wenn ein Einheimischer nach dem Namen des Ortes gefragt worden war, hat er vielleicht Derewnja Alexandrowka gesagt, weil es in der Nähe noch ein Chutor-Alexandrowka oder eine Kolonie Alexandrowka gegeben hat. Nur, um das eben abzugrenzen. Ich weiß, das hilft jetzt nicht weiter, sind nur meine Überlegungen.

Weitere Seiten zum Frontverlauf:
http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/winteroffensive2/
http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/sommeroffensive3/index.html

Re: Derewo Alexandrowka

Ed Sonnenburg, Freitag, 10.09.2004, 17:43 (vor 7433 Tagen) @ Irene Kopetzke


Als Antwort auf: Re: Derewo Alexandrowka von Irene Kopetzke am 10. September 2004 09:47:50:


Wenn Sie an dieser Seite schauen gibt es eine email addresse
wo man ausfinden kann was der deutsche Staat hat von jeden Gefallenen. Ich habe schon von meinen gefallenen Verwandten Information bekommen.

http://www.volksbund.de/

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Re: Derewo Alexandrowka

Gerhard König ⌂, Freitag, 10.09.2004, 18:11 (vor 7432 Tagen) @ Ed Sonnenburg


Als Antwort auf: Re: Derewo Alexandrowka von Ed Sonnenburg am 10. September 2004 17:43:43:


Danke Ed,
für Deine Idee. :-) / Thanks for your idea. Ich bin noch mitten im Kartenblättern und habe mal zwischendurch auf dieser Webseite und der Datenbank reingesehen. Hier stehen genau die Angaben, die Wolfgang uns nennt:

Quelle: http://www.volksbund.de/
Zum Gedenken

Nachname: Ebert
Vorname: Henry
Geburtsdatum: 18.04.1925
Geburtsort: Chemnitz
Todes-/Vermisstendatum: 13.03.1944
Todesort: Derjewo-Alexandrowka

Wolfgang - falls noch nicht versucht - bestünde die Möglichkeit, beim Volksbund direkt nachzufragen, wo der Ort liegen könnte. Wenn, wie Du schreibst, ein Schreiben der Wehrmacht vorgelegen hatte, könnte ein Name eines Vorgesetzten oder der Einheit dabei stehen. Eine Anfrage kann entweder mit dem Online-Formular im Netz gestellt werden oder schriftlich an diese Adresse:

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Bundesgeschäftsstelle
Werner-Hilpert-Straße 2
D 34112 Kassel
Telefon: 0180 / 570 09-99 (0,12 ? / min)
Telefax: 05 61 / 70 09-221
E-Mail: info@volksbund.de

Gerhard

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Ortssuche Derjewo-Alexandrowka

Gerhard König ⌂, Freitag, 10.09.2004, 19:58 (vor 7432 Tagen) @ W. Stubner (per Email)

Als Antwort auf: Re: Derewo Alexandrowka von W. Stubner (per Email) am 10. September 2004 08:57:01:

Wolfgang,

es ist sehr schwer - um nicht zu sagen fast unmöglich, von den in Frage kommenden Regionen im Jahr 1944 auf einen Ort mit dem Namen Alexandrowka zu schließen. Irene nannte nur die Zahl der Orte, die vorwiegend deutsche Einwohner hatten und uns in verschiedenen Ortslisten vorliegen. Die tatsächliche Zahl - incl. der russischen, weißrussischen und ukrainischen Ortschaften - liegt weitaus höher.

Sind eventuell aus der mündlichen Überlieferung Episoden, Nachrichten oder Wege von Henry Ebert bekannt, die auf eine Region schließen lassen?

Derjewo-Alexandrowka

Mit diesem Vorwort Derjewo wurden die größeren dorfähnlichen Ansiedlungen in Russland und der Ukraine bezeichnet. Es steht für eine Ortschaft mit überwiegend einheimischen Einwohnern. Nun stammt diese Ortsangabe aus dem Jahr 1944. Zu diesem Zeitpunkt waren die vielen bekannten deutschen Siedlungen geplündert, zerstört oder existierten garnicht mehr auf den Kartenwerken. Schau ich auf die Karte mit dem Frontverlauf der Ostfront 1944 käme für die Ortssuche die Fläche zwischen den Linien vom 14. Januar 1944 und dem 23. Juni 1944 in Frage.

Sollte es sich tatsächlich um die Region Wolhynien handeln, dann kommt eine Region in Frage, wo es mehrere Ortschaften mit dem Namen Alexandrowka in direkter Nähe gab und Ortskundige (die Wehrmacht bediente sich deutschsprechenden Ukrainern oder deutschen Sprachkundigen wolhynischer Herkunft) unterschieden mit der Betonung auf das Vorwort die entsprechende Siedlung. Vergleiche ich unter diesem Gesichtspunkt nochmals mit den uns vorliegenden Ortslisten und Karten, dann favorisiere ich die Kirchspiele Radomysl und Nowograd-Wolynsk. Laut meiner Schätzung lag aber Radomysl östlich der oben beschriebenen Fläche. Somit bliebe die Region um Nowograd-Wolynsk drüber.

Eine Karte von Nowograd-Wolynsk ist hier zu finden: http://www.lib.berkeley.edu/EART/x-ussr/M35E.html. Gehe auf die Teilkarte Nr.56, in der linken oberen Ecke nördlich der Stadt Nowograd-Wolynsk / Новоград-Волынский befindet sich an der senkrecht verlaufenden Hauptstraße Nr.A-269 das Dorf Alexandrowka / Александровка. Nebenbei bemerkt - auf der Karte nachvollziehbar - eine für militärstrategische Gesichtspunkte bedeutende Gegend: unmittelbare Stadtnähe, westlich eines Flusses, Anbindung an Hauptstraßen und Eisenbahnstrecke. Auf der o.g. Überblickskarte mit dem Frontverlauf ist diese Region nordöstlich von Lemberg in dem großen Knick in der Höhe von Kiew zu finden.

Gerhard

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