Datenbank von Repressierten der Ukrainischen SSSR
Liebe Forumsmitglieder,
gestern bin ich auf eine ukrainische Webseite gestoßen, die eine Datenbank von Repressierten der 1930er-40er Jahre darstellt. Leider ist sie nur auf ukrainisch.
Ich habe viele Verwandte gefunden.
Re: Datenbank von Repressierten der Ukrainischen SSSR
Gerhard König
, Samstag, 02.10.2010, 13:29 (vor 5554 Tagen) @ Peter Aifeld
Hallo Peter,
danke für den tollen Tip. Auf diese Datenbank haben bestimmt schon viele Forscherkollegen gewartet. Ich bin gerade dabei, die Datenbankbeschreibung im VolynWiki einzubauen.
Beim Lesen entstehen einige Fragen und ich bitte die Leser, die Ukrainisch können, hier zu helfen:
- die Quellen für die Datenbank sind als PDF-Dateien abrufbar und nach Oblaste sortiert. Bei einigen steht in der Einführung "geplante Veröffentlichung von 27 Bänden". Rivne, Kiev und Zhitomir habe ich eben reingelesen. Sollen tatsächlich aus jeder Oblast jeweils 27 Bände erscheinen?
- zur Oblast Kiev ist der Band 2 beschrieben. Findet jemand einen Hinweis auf Band 1?
- sehr viele Wolhynier sind in den Veröffentlichungen der Oblast Lugansk gelistet. Sie sollen sich dort aufgehalten haben und verhaftet worden sein. Freiwillig sind sie nicht dorthin gezogen. Gibt es eine Beschreibung, wie die Personen dorthin gelangten?
- sehr viele Familien, die z.B. bereits 1935/36 nach Karelien oder Kasachstan verbannt wurden, sind nicht in der Datenbank zu finden. Die Verhaftungen, Verhöre und Verschickungen geschahen z.B. in Nowograd-Wolhynsk und Zhitomir. Gibt es auch hier eine Beschreibung?
gerhard
Re: Datenbank von Repressierten der Ukrainischen SSSR
Peter Aifeld
, Samstag, 02.10.2010, 16:39 (vor 5554 Tagen) @ Gerhard König
Hallo Gerhard.
Zu der Frage, warum so viele in Lugansk sind, kann ich nur eine Vermutung äußern und zwar am Beispiel der Pahls aus Moshanowka, zu deren Ahnen wir hier schon mal diskutiert haben.
Laut den Enteignungslisten wurden die Pahls schon 1915 einmal enteignet (und deportiert? dazu hab ich keine informationen.. Wahrscheinlich wuren sie dann in den 30er Jahren, ich vermute so 1933-34 als Kulaken deportiert.
Wilhelm Pahl, Sohn des Michael (des August) Pahl, wurde 1931 noch in Moshanowka geboren. Seine Schwester Delia schon in der Oblast Lugansk.
1937 wurde Michael (des August) Pahl in Lugansk zum Tode verurteilt, genauso wie sein Bruder August (des August) Pahl und Sohn Emil (des Michael) Pahl und weitere Verwandte. Diese Informationen habe ich jetzt durch die Datenbank belegen können und weiss nun, dass die Pahls aus der Enteignungsliste 1915 wirklich die gesuchten sind.
Ich denke, der Aufentalt in Lugansk ist auf die Enteignungen und Deportationen von Kulaken zurückzuführen, da die Deutschen ordentliche Arbeit leisteten und in kleinem Wohlstand lebten.
Re: Wolhynier in der Oblast Lugansk
Gerhard König
, Montag, 04.10.2010, 05:08 (vor 5552 Tagen) @ Peter Aifeld
Hallo Peter,
vergleiche mal mit der russischen Wikipedia-Seite zum Begriff Kolchos / Колхоз. Die wenigsten deutschen Siedler gingen freiwillig in die Kolchose.
Wahrscheinlich wurden sie dann in den 30er Jahren, ich vermute so 1933-34 als Kulaken deportiert. Wilhelm Pahl, Sohn des Michael (des August) Pahl, wurde 1931 noch in Moshanowka geboren. Seine Schwester Delia schon in der Oblast Lugansk.
Ist Dir bekannt, ob Deine Familie Pahl oder Familienmitglieder in Moshanowka verhaftet und/oder verhört wurden? Wenn ja, müßten sie zweimal in den Listen auftauchen. 1x im Heimatort Moshanowka und 1x in der Oblast Lugansk.
gerhard
Re: Wolhynier in der Oblast Lugansk
Peter Aifeld
, Montag, 04.10.2010, 07:32 (vor 5552 Tagen) @ Gerhard König
Nein, sie wurden nicht in Moshanowka verhaftet und verhört, sondern schon 1937 in Lugansk, wo sie in Kolchosen arbeiteten.
Soweit ich das noch aus früheren Erzählungen weiss, wurden die Pahls Anfang der 30er enteignet und in die Oblast Lugansk deportiert und 1937 wurden die Familienmitglieder erschossen.
1941 wurde die Familie jedoch wieder aus Moshanowka nach Kasachstan deportiert, weil wohl Mutter mit Kindern zurückgekehrt sind.
Aber ich werde mich nochmal erkundigen.
Re: Wolhynier in der Oblast Lugansk
Gerhard König
, Montag, 04.10.2010, 20:23 (vor 5552 Tagen) @ Peter Aifeld
Hallo Peter,
Nein, sie wurden nicht in Moshanowka verhaftet und verhört, sondern schon 1937 in Lugansk, wo sie in Kolchosen arbeiteten.
In Moshanowka - ihrem Heimatort - gab es in dem Jahr bestimmt auch schon eine Kolchose. Irgendwie ist mir noch nicht so richtig klar, warum nach Lugansk gewandert.
Soweit ich das noch aus früheren Erzählungen weiss, wurden die Pahls Anfang der 30er enteignet und in die Oblast Lugansk deportiert und 1937 wurden die Familienmitglieder erschossen.
Diese Reihenfolge klingt schon deutlich schlüssiger.
1941 wurde die Familie jedoch wieder aus Moshanowka nach Kasachstan deportiert, weil wohl Mutter mit Kindern zurückgekehrt sind.
Hier stimmt etwas an der Jahreszahl nicht. 1941 war die Region um Moshanowka von den deutschen Truppen besetzt.
Aber ich werde mich nochmal erkundigen.
Dann bin ja mal gespannt.
gerhard
