Kloster zu Potschajew
Waldemar Wolff, Sonntag, 14.12.2003, 22:16 (vor 7703 Tagen)
Hallo liebe Leute.
Ein Zitat: ? ?Die Anfänge des Deutschtums in Wolhynien gehen sehr weit zurück. Die Burg in Luzk ist von Deutschen erbaut, ebenso das berühmte Kloster zu Potschajew. ?? (Friedrich Rink).
Meine Frage: Wer weiß wo Kloster zu Potschajew liegt (lag)?
Waldemar
Re: Kloster zu Potschajew
Irene Kopetzke, Sonntag, 14.12.2003, 23:15 (vor 7703 Tagen) @ Waldemar Wolff
Als Antwort auf: Kloster zu Potschajew von Waldemar Wolff am 14. Dezember 2003 22:16:22:
Potschajew: berühmtes Kloster, ca. 20 km südwestlich von Kremenez (Kremieniec), aus dem 13. Jahrhundert, mit wundertätigem Bild der Mutter Gottes. Potschajew würde ich eher Podolien zuordnen. 1888 Ujezd Kremenez, Gouvernement Wolhynien, heute in der Oblast Ternopil.
Photos
Irene Kopetzke, Montag, 15.12.2003, 00:16 (vor 7703 Tagen) @ Waldemar Wolff
Als Antwort auf: Kloster zu Potschajew von Waldemar Wolff am 14. Dezember 2003 22:16:22:
http://www.pochaev.by.ru/foto.htm und http://www.pochaev.org.ua/
Ich habe bis jetzt keine Bestätigung dafür gefunden, daß das Kloster tatsächlich von Deutschen erbaut worden ist, habe aber auch nicht gründlich gesucht.
Re: Photos
Waldemar Wolff, Dienstag, 16.12.2003, 23:34 (vor 7701 Tagen) @ Irene Kopetzke
Als Antwort auf: Photos von Irene Kopetzke am 15. Dezember 2003 00:16:27:
Danke, Irene.
In einem anderen Artikel von Friedrich Rink habe ich jetzt gefunden, dass Kloster Potschajew ist das Werk eines deutschen Meisters. Es wurde in den Jahren 1771-1792 von Gottfried Hoffmann erbaut.
Waldemar
Re: Architekt Gottfried Hoffmann
Irene Kopetzke, Mittwoch, 17.12.2003, 23:51 (vor 7700 Tagen) @ Waldemar Wolff
Als Antwort auf: Re: Photos von Waldemar Wolff am 16. Dezember 2003 23:34:50:
In einem anderen Artikel von Friedrich Rink habe ich jetzt gefunden,
dass Kloster Potschajew ist das Werk eines deutschen Meisters.
Es wurde in den Jahren 1771-1792 von Gottfried Hoffmann erbaut.
Hallo Waldemar,
ich habe noch einmal nach Informationen gesucht, habe leider nur Seiten auf Russisch, Ukrainisch, Polnisch und Englisch gefunden. Wenn Friedrich Rink schreibt, daß das Kloster Potschajew das Werk eines deutschen Meisters ist, ist das nicht korrekt. Das Kloster als solches wurde sehr viel früher als 1771 gegründet. Insgesamt gibt es auf dem Klostergelände wohl 16 Kirchen, darunter die im barocken Stil errichtete Uspenskyi Kathedrale (Maria-Himmelfahrts-Kathedrale, erbaut 1771-1783), deren Architekt Gottfried Hoffmann war. Diese Kathedrale faßt 6000 Menschen.
Auf http://www.wumag.kiev.ua/wumag_old/archiv/1_99/pochayiv.htm habe ich eine Abhandlung über die Geschichte des Klosters gefunden (Englisch), geschrieben von einem orthodoxen Priester. Der Autor bedauert, daß eine der alten Kirchen dem Bau der neuen Kathedrale weichen mußte, sie wurde abgerissen. Er scheint weiterhin von der Leistung des deutschen Architekten nicht sehr angetan zu sein, denn er schreibt: "Im Gegensatz zu seinen berühmten deutschen Namensvettern (August Hoffmann, Dichter und Sprachwissenschaftler und Ernst Hoffmann, Komponist, Schriftsteller und Illustrator, Verfasser von Märchen) war der mit dem Entwurf einer neuen Kirche beauftragte Architekt Gottfried Hoffmann ein nüchterner und mit wenig Phantasie begabter Mann. Er entlehnte den größten Teil seiner architektonischen Einfälle dem späten zentraleuropäischen Barockstil (mehrer Kathedralen diesen Stils waren bereits in Österreich und Deutschland erbaut worden). Die griechisch-katholischen Priester, den Forderungen des Architekten nachgebend, erklärten sich sogar damit einverstanden, die traditionelle orthodoxe Vorschrift über die Ost-West-Ausrichtung der Hauptachse der Kathedrale unberücksichtigt zu lassen und akzeptierten eine Ausrichtung, die von der traditionellen um etwa 90 Grad abwich. Das Innere der Kirche sah sehr katholisch aus und die örtliche orthodoxe Gemeinde brauchte lange, um sich daran zu gewöhnen."
Interessant auch der Bericht von Don Fitzmahan über einen Besuch des Klosters, ebenfalls in Englisch, nachzulesen auf http://www.worldwideshoes.org/new/ukraine.html.
Re: Architekt Gottfried Hoffmann
Waldemar Wolff, Mittwoch, 24.12.2003, 09:11 (vor 7693 Tagen) @ Irene Kopetzke
Als Antwort auf: Architekt Gottfried Hoffmann von Irene Kopetzke am 17. Dezember 2003 23:51:31:
Also: Kloster Potschajew ist ein ortodoxe Kloster und hat mit der deutscher Ostbewegung nichts zu tun.
Wünsche allen zusammen frohe Weihnachten und für das neue Jahr Gesundheit und viel Giück und Erfolg in der Ahnenforschung.
Re: Architekt Gottfried Hoffmann
Georg von Heyden , Donnerstag, 22.12.2016, 15:36 (vor 2946 Tagen) @ Irene Kopetzke
Sehr verehrte Frau Kopetzke,
da ich mich für die Architektur Ostmitteleuropas, besonders Polens und der Ukraine sehr interessiere, bin ich bei Recherchen auf diese Homepage gekommen. Die Äusserung des Orthodoxen Priesters wundert mich nicht. Sie ist Ausdruck eines antlateinischen bzw. antikatholischen und selbstverständlich auch antipolnischen Reflexes. Die orthodoxe Kirche in der Ukraine westlich der polnisch - russischen Reichsgrenze, wie sie bis zur zweiten Teilung 1793 bestanden hat, war auch eine Grenze innerhalb der Ostkirche zwischen dem Moskauer Patriarchat und dem unierten Erzbistum Lemberg. Die sicher nicht ohne Druck erfolgte Unterwerfung der orthodoxen Bischöfe in der polnisch-litauischen Adelsrepublik unter die geistliche Oberhoheit des Papstes ist eine der Quellen der tragischen Feindschaft zwischen Polen und Ukrainern. Während der deutschen Besetzung der Ukraine eskalierte dieser Konflikt in den Pogromen von 1943, die bis zu 100.000 Opfer auf katholischer Seite gefordert haben sollen. Die Ukraine stellt sich leider heute in die Tradition dieser Widerstandsbewegung, obwohl das Ausmaß der Verfolgung genozitäre Züge trägt. Aber zurück zur Architektur. In der Westukraine (Galizien, Wolhynien und Podolien) waren im 18. Jahrhundert einige bedeutende Meister tätig, die wahrscheinlich aus dem deutschsprachigen Raum stammten(Süddeutschland, Österreich, Böhmische Länder. Dazu gehörten neben Gottfried Hoffmann auch die wichtigen Meister Bernhard Meretyn(Architekt)und Johann Georg Pinsel (Bildhauer und Bildschnitzer), die inzwischen auch international durch Ausstellungen bekannt sind. Sie haben dem Mitteleuropäischen Spätbarock eine wichtige und qualitätvolle Ergänzung geschenkt. Andere Künstler stammten aus Sachsen, der Schweiz, Italien, der Niederlande und Frankreich. Sie alle haben am barocken und klassischen Antlitz dieser bedeutenden Kulturlandschaft mitgewirkt. Die von Ignoranz geprägten Ausführungen dieses geistlichen Herrn können Sie getrost vergessen.
Man findet im Internet auf Versteigerungen und online Börsen sehr interessantes Fotomaterial aus dem 1. Weltkrieg, welches zur Analyse der Bauwerke und eine eventuelle Zuschreibung an einen bestimmten Künstler geeignet ist.
Nun habe ich, verehrte gnädige Frau, Ihre Zeit genug in Anspruch genomme,
und verbleibe mit den Besten Wünschen für ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein Gutes Neues Jahr.
Ihr Georg von Heyden