Staatsarchiv Warschau
B. Meyer, Sonntag, 07.12.2003, 18:55 (vor 7710 Tagen)
Hallo ihr Lieben,
habe jetzt die vollständige Übersetzung des Schreibens vom Staatsarchiv in Warschau erhalten. Ich´hatte dort ganz allgemein nach Dokumente über meinen Großvater und seine Familie nachgefragt. Nun schrieb man mir das der Ort Francuzy also zur Gemeinde Roschischtsche gehörte und man Kirchenbücher z. B. die Geburten betreffend hat von 1862 - 1899 sowie die alphabetischen Register von 1960 bis 1939. Es gibt auch einen Adolf Zielke der im Geburtsjahr meines Großvaters in Francuzy geboren wurde, aber die Vornamen der Eltern stimmen nicht mit denen meiner Urgroßeltern überein. Also ich finde das merkwürdig. Wie verhält sich das denn Eures Wissens nach mit den Namen, also Zielke ist ja auch eher nicht so häufig und der Ort war ja eher klein, ob es sich um Verwandschaft meiner Familie handeln könnte? Weiter heißt es wenn ich eine weitere Suche wünsche müsse ich eine Vorauszahlung von 28 Euro leisten. Meine Frage, hat jemand Erfahrung oder weiß etwas darüber wie teuer das insgesamt werden kann?
Grüße aus Kassel,
B. Meyer
Familie Zielke in / um Francusy
Gerhard König , Dienstag, 09.12.2003, 17:47 (vor 7708 Tagen) @ B. Meyer
.. also Zielke ist ja auch eher nicht so häufig ..
Da bin ich nicht ganz Deiner Meinung. Allein in der Odessa-Datenbank tauchen die verschiedensten Schreibweisen (wie: ZIELKE / ZILKE / ZIELCKE / ZILLKE / SIELKE / SILKE ..) auf und die Anzahl der Eintragungen ist nicht gerade gering. Daraus schlußfolgernd war Dein gesuchter Name doch öfter in verschiedenen Regionen Wolhyniens vertreten.
.. der Ort war ja eher klein ..
Daher schrieb ich Dir - als Empfehlung - vor ein paar Wochen, die Lage des Ortes Dir auf einer alten Karte etwas genauer anzuschauen. Der Ort "Francuzy" hatte bestimmt kein eigenes Bethaus oder Schulgebäude. In welche Schule in der Umgebung sind die Kinder gegangen? Wohin gingen die Lutheraner oder anders Gläubigen zum Sonntagsgebet? Schau mal auf die LÜCK-Karte .. da sind z.B. direkt neben dem von den Deutschen (vor 1927) verlassenen Ort "Francusy" die Orte (alle mit weniger als 25 Wirtschaften) Karolinkow im Westen (ca. 80% deutsch), Gliniszcze im Süden (mit Bethaus, ca. 50-80% deutsch) und die Orte Krzemieniec I + II (je unter 20% deutsche Bevölkerung).
Wieso dieser Hinweis? Trotz mehrfacher Teilung der Kirchspiele waren diese noch sehr groß. Die angestellten Pastoren schafften es zeitlich ca. 2-3x im Jahr die einzelnen Kantorate (meistens identisch mit den Schul- oder Bethausgemeinden) zu besuchen. Dieser Besuchsplan war den Kolonisten bekannt und sie richteten sich mit ihren Feierlichkeiten (wie Hochzeiten) darauf ein. Geburten und Sterbefälle lassen sich nicht planen, so taten sich mehrere Familien (meist Verwandtschaft) zusammen und fuhren entweder Wochen oder Monate später zum passenden Predigtort des Pastors und gaben die jeweiligen Ereignisse zu Protokoll.
Nun kommt es etwas auf die Zeit an, in der Du Deine Angaben suchst. Zum Beispiel in den Jahren 1917-1920 war ein Pastor für 4 oder 5 Kirchspiele allein zuständig. Nicht nur, daß er nicht alle Gegenden bereisen konnte, teilweise noch Krieg herrschte, eine Vielzahl von Ortschaften fast komplett zerstört waren, er war regelrecht überfordert mit den kirchlichen Pflichten.
Nimm Dir obige Karte und suche Dir lt. Legende alle Ortschaften mit einem Bethaus oder Kirche (ein Kreuz oberhalb des Ortssymbols) im Umkreis von 20-30 km heraus. Das sind alles Ortschaften, in denen Deine Vorfahren u.U. den Pastor aufgesucht haben könnten und unter welchem Ortsnamen das Ereignis (wie Dein Beispiel Geburt) eingetragen sein kann. In kirchlich schlechten Zeiten (wie genanntes Beispiel 1917-1920) waren die Wege zum nächsten Predigtort garantiert noch weitaus länger.
Gerhard
Re:Zielke
Leslie, Samstag, 22.10.2005, 19:06 (vor 7025 Tagen) @ Gerhard König
Als Antwort auf: Familie Zielke in / um Francusy von Gerhard König am 09. Dezember 2003 17:47:10:
I am searching for the family of Otto Cilke (Zilcke,Zielcke.Zilke and other variations) He was b.28 August 1890 and had a slightly older sister Hilda, and a younger sister Augusta.
Parents according to Otto are Julianna Wagner/Wegner and Henry Cilke (Var.) Julianna was German, Henry Polish,
Different records show Otto as being born in Bromberg or in Russia, no town indicated.
Would like to exchange information or get some help in identifying the exact town.village of my grandfather Otto.
Family was German Lutheran.
Thanks for any help
Leslie
Re: Zielke
Jerry Frank †, Samstag, 22.10.2005, 19:56 (vor 7025 Tagen) @ Leslie
There were hundreds of thousands of Germans in Volhynia and Russian Poland. If you include Prussian territory (where Bromberg was located) you are dealing with millions. Your search, without a place name, is like looking for a needle in a haystack.
Since you are writing in a Volhynian / Wolhynien forum, is there any indication that the family once lived there?
It is important to conduct all possible research in your home region (I assume it is North America since you are writing in English?) so that you can get a name of a town or parish that will help you to narrow your search. Have you looked at ship records? They often show a place of origin. Church records, naturalization papers, censuses, family Bibles - all might point to the right location.
Where did they live upon arrival? Perhaps they moved near friends and you can find a place name that way. Give us more information about the research you have completed and we may be able to help you more.
Please note that Henry Cilke was probably not ethnically Polish. That is simply the Polish way to spell Zielke as the C carries a Z or Tz sound. Another variant you will have to consider in your search is Schielke.
There is an English language site that may be of additional help to you - [link]http://www.sggee.org[link] . It serves Germans from Russian Poland and Volhynia. However, before using the resources there, you still need to get a place name.
Re: Staatsarchiv Warschau
Gerhard König , Dienstag, 09.12.2003, 18:30 (vor 7708 Tagen) @ B. Meyer
Nun schrieb man mir das der Ort Francuzy also zur Gemeinde Roschischtsche gehörte
und man Kirchenbücher z. B. die Geburten betreffend hat von 1862 - 1899 sowie die
alphabetischen Register von 1960 bis 1939.
Offensichtlich existiert im Archiv ein aussagefähiges Ortsverzeichnis, denn so wie Du den Ort gesucht hast, werden es auch die dortigen Mitarbeiter getan haben. Bei dem Register meinst Du bestimmt das Anfangsjahr 1860 ... oder vielleicht ein ganz anderes Jahr?
Es gibt auch einen Adolf Zielke der im Geburtsjahr meines Großvaters in Francuzy
geboren wurde, aber die Vornamen der Eltern stimmen nicht mit denen meiner
Urgroßeltern überein.
Beschränke Dich bitte nicht genau auf das Jahr. +/- 2 Jahre können für Geburtseinträge möglich sein. Der Vorname "Adolf" war mehr als beliebt, was uns allen hinreichend bekannt ist aus der Geschichte. Wenn Dein Großvater eingetragen sein sollte in den Kirchbüchern, gibt es leider immer noch eine Vielzahl von Varianten. Entweder hatte Dein Urgroßvater wirklich eine andere Ehefrau, oder es war ein uneheliches Kind, was die Familie nicht so gern im Gedächtnis behalten hat (Habe einen solchen Fall in der eigenen Familie.). Oder es wurden verschiedene Vornamen (viele Kolonisten hatten damals 2 oder 3 Vornamen) im Kirchbuch festgehalten, weil die leiblichen Eltern vielleicht die Geburt garnicht selbst dem Pastor mitteilten, sondern Verwandte oder Nachbarn taten dies.
Weiter heißt es wenn ich eine weitere Suche wünsche müsse ich eine Vorauszahlung
von 28 Euro leisten. Meine Frage, hat jemand Erfahrung oder weiß etwas darüber wie
teuer das insgesamt werden kann?
Erfahrungsberichte vom Umgang mit den Archiven sind leider sehr selten. Es wäre schön, wenn einer der Forscherkollegen, die hier mitlesen, ihre Erfahrungen uns allen mitteilen könnte.
Ausgehend von Deinem geschriebenen Text, hast Du einen Kurzauszug als Antwort vom Archiv erhalten und vielleicht bisher noch nichts bezahlt. Die Mitarbeiter im Archiv haben dann noch nicht zielgerichtet und tiefgründig nachgelesen. Der Preis für eine konkrete Suche wäre dann in Ordnung, wenn Du genau die Fundstellen aufgelistet bekommst und man Dir auch Kopien der Einträge dazu anbietet. Darunter verstehe ich z.B. alle Namensfunde (Dein Beispiel "Zielke" mit verschiedenen Schreibweisen) aus einem Kirchspiel (= ein Kirchenbuch) für den Zeitraum von 5-10 Jahren. Mit einem Register ist dies kein Problem, die Seiten aufzusuchen und die meist hervorgehobenen Namen abzutippen. Versuche nur Kopien anhand einer solchen Liste zu bestellen und keine beglaubigten Abschriften o.ä., denn das dürfte die preiswerteste Variante sein. Die Erstellung der Kopien und das Verschicken an Dich wird dann bestimmt nochmal extra kosten.
Die Höhe der Gesamtkosten wird abhängig sein, von der Genauigkeit Deiner Angaben, der konkreten Formulierung Deiner Anfrage ans Archiv (Beispiel "Liste" oben und Jahreszeitraum) und der Anzahl der gefundenen Einträge. Klingt für Dich jetzt bestimmt nicht gerade befriedigend - meine Antwort - aber mehr kann ich leider nicht dazu antworten.
Gerhard
Re: Staatsarchiv Warschau
B. Meyer, Mittwoch, 10.12.2003, 14:50 (vor 7707 Tagen) @ Gerhard König
Als Antwort auf: Re: Staatsarchiv Warschau von Gerhard König am 09. Dezember 2003 18:30:24:
Lieber Gerhard, warum sollte denn deine Antwort für mich nicht befriedigend klingen? Ich geh die DInge vielleicht manchmal falsch oder sehr umständlich an und stelle auch mal dumme oder unnötige Fragen aber ich bin ja auch noch nicht lange dabei und vieles was dir vielleicht selbstverständlich ist ,ist für mich absolutes Neuland. Die Sache liegt mir aber sehr am Herzen und macht mir auch viel Spaß, schon was man alles über die VOrfahren so erfährt und über die Geschichte. SO frag ich eben wenn mir was unklar ist, und glaub mir, mir ist vieles unklar!!! ICh geh aber nicht davon aus, dass jemand mir antworten muß, ich freue mich immer wenn ich wieder ein Stück weiterkomme mit eurer Hilfe, aber niemand soll sich gedrängt fühlen mir eine befriedigende Antwort geben zu müssen. So danke ich dir auch diesmal wieder für deine Antwort die durchaus zufriedenstellend ist, es ist für mich auch ein Stück Anregung um selber wieder neue Anstöße für Ideen zu bekommen. Ich finde das alles hochinteressant, und in meiner unmittelbaren UMgebung interessiert sich leider niemand dafür. Mit der Jahreszahl hast du Recht, ich meinte 1860!
Liebe Grüße
B. Meyer
Re: Staatsarchiv Warschau
Gerhard König , Mittwoch, 10.12.2003, 18:54 (vor 7707 Tagen) @ B. Meyer
Hallo Bettina,
das passt ja ganz prima, gerade läuft über die Mailingliste der AGoFF das gleiche Thema "Archivgebühren in Polen". Genau diese Angaben fehlten mir bei meiner letzten Antwort und daher war ich selbst etwas unzufrieden, nicht mehr sagen zu können.
AGAD in Warschau [polnisch], Preise in Zloty:
http://www.archiwa.gov.pl/agad/genealogia/ceny.html
AGAD in Warschau [englisch], nur Stundensatz in Dollar / Rest auch in Zloty:
http://www.archiwa.gov.pl/agad/eng/price.html
Der Zloty wird umgerechnet auf EUR. Eingang des Schreibens ist maßgebend, also welcher Stand des EUR an diesem Tag war. Heute ist 1 EUR = ca. 4,50 Zloty
.. soweit ich es vermag, helfe ich gern. * Gerhard